Sieg der Konservativen




Neben der Dominanz von völlig veralteten und drakonischen Strafrechtsparagrafen bei der Behandlung von Klagen gegen Medien sehen sich die Berichterstatter verstärkt physischer Gewalt ausgesetzt.
Drei Journalisten wurden in diesem Jahr wegen oder während der Ausübung ihres Berufes getötet. Die Vereinigung unabhängiger Journalisten AJI zählte allein bis August 2010 40 Fälle von Gewalt gegen Journalisten – im Vergleich zu 38 im gesamten Jahr 2009. Im jährlichen Ranking zur Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen, wo Indonesien schon jetzt den für eine Demokratie unrühmlichen Platz 101 (von 175) einnimmt, dürfte sich das Land mit dieser Bilanz wohl nicht nach vorn bewegen.
Hoffnungsschimmer am Verfassungsgericht
Diese Woche hielt indes auch einen Hoffnungsschimmer bereit. Am Mittwoch urteilte das Verfassungsgericht, dass ein aus den 1960er Jahren stammendes Gesetz, mit dessen Hilfe die Generalstaatsanwaltschaft wiederholt unliebsame Bücher verboten hatte, nicht verfassungskonform sei. Historiker, Autoren und Menschenrechtsaktivisten jubelten.
Doch dies als einen Beweis zu sehen, dass sich das Verfassungsgericht nicht dem Einfluss von Konservativen beugt, greift zu kurz. Geht es um religiöse Fragen, sieht die Realität offenbar anders aus.
Erst kürzlich erklärten die Hüter des Grundgesetzes – nach erheblichen Bedrohungen durch die Anhänger diverser radikalislamischer Organisationen - ein umstrittenes Blasphemiegesetz, das die Abweichung von den sechs anerkannten Religionen in Indonesien bzw. von einer von der Mehrheit vertretenen Auslegung dieser Religionen als Blasphemie unter Strafe stellt, für verfassungskonform.
Anett Keller
© Qantara.de 2010
Redaktion: Nimet Seker/Qantara.de
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