Demokratische Zäsur



Er musste auch hinnehmen, dass der gewählte, aber noch nicht einmal amtierende Premierminister Gilani entschied, den von Musharraf abgesetzten und unter Hausarrest gestellten Richter Iftikhar Chaudhry freizulassen – und die zuständigen Behörden dem sozusagen in vorauseilendem Gehorsam Folge leisteten. Dass die alten Richter auch in die Gerichte zurückkehren, ist nur noch eine Frage der Zeit.
Zeit für die lame duck?
Und dann wird auch die juristische Überprüfung der Wahl Musharrafs zum Präsidenten auf den Tisch kommen. Wie lange Musharraf unter diesen Umständen noch als “lame duck” im Amt bleiben will, ist seine Sache, dürfte der neuen politischen Führung angesichts ihrer überwältigenden Mehrheiten aber keine schlaflosen Nächte mehr bereiten.
Die neue Regierung tritt ein schwieriges Erbe an. Das Hauptproblem der nächsten Monate wird die Sicherheitslage in Pakistan sein, wo Selbstmordanschläge landesweit zur Bedrohung geworden sind. Die Regierung Gilani hat insofern ein ureigenes Interesse, entschieden gegen den Terrorismus vorzugehen.
Aussicht auf bessere Zeiten
Bedenken dagegen im Ausland sind unbegründet. Besonders Nawaz Sharif wird sich allerdings dagegen wehren, einfach als Marionette der USA zu agieren – und damit könnte es durchaus zu Konflikten zwischen Washington und Islamabad kommen. Langfristig ist es aber im Interesse der internationalen Gemeinschaft, wenn die Pakistaner selbst darüber entscheiden, wie sie den Terrorismus bekämpfen – zum Beispiel nicht dadurch, dass Menschen einfach in den Verliesen der Geheimdienste "verschwinden".
Bislang hatte der Westen Musharraf sozusagen das Monopol und die Wahl der Mittel bei der Terrorbekämpfung überlassen. Das hat nicht funktioniert: Musharraf hat dieses “Mandat” für seine eigenen Zwecke missbraucht und in vielen Bereichen den Terrorismus erst recht geschürt. Es kann nur besser werden.
Thomas Bärthlein
© Deutsche Welle 2008
Qantara.de
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