Die Vernunft hat gesiegt



Was also bewegt Demagogen wie verängstige Bürger? Die erste Gruppe hat nun offenbar ein lohnendes Opfer für Fremdenhass gefunden. Nein, man ist nicht gegen Ausländer, auch nicht dagegen, dass die an etwas anderes glauben. Aber sie sollen es doch – bitte schön – nicht in der Öffentlichkeit tun. Sollen sich weiter in Kellern, Schuppen und ausgedienten Fabrikhallen verstecken, wo man sie dann obendrein auch noch konspirativer Ambitionen verdächtigen kann, eine "Parallelgesellschaft" zu kultivieren.
Und die einfachen Bürger lassen sich in ihrer Ignoranz einschüchtern: Da haben sie jahrzehntelang keine Kontakte zu den "ausländischen Mitbürgern" geknüpft – oder wie immer man die ehemaligen "Gastarbeiter" bezeichnet – und mit einem Mal wollen die scheinbar Anteil haben am Alltag. An der Gesellschaft, am Stadtbild.
Aufklärung tat und tut Not
Ein Glück, dass eine breite Mehrheit in Deutschland längst anders denkt als solche Dumpfbacken und deren fanatische Anstachler. Ein Glück auch, dass die meisten Medien längst dazu übergegangen sind, den Plan von Moscheebauten – und Köln ist ja nicht das einzige Beispiel – zu unterstützen und als Verwirklichung des Rechts auf freie Religionsausübung zu erklären.
Solche Aufklärung tat und tut Not. Vielleicht wird sie auch das Misstrauen gegen ein Gemeindezentrum auf dem Gelände der Moschee abbauen. Läden, Kaffeehaus und andere Räumlichkeiten könnten ja auch als Ort der Begegnung dienen. Einer Begegnung, die bisher viel zu selten stattfindet – und ganz bestimmt nicht in versteckten Hinterhof –Gebetshäusern.
Wie gesagt: Köln ist kein Einzelfall. Auch in anderen deutschen Städten hat es Auseinandersetzungen über den Bau von Moscheen gegeben. Mit ähnlichen Argumenten. Und in den meisten Fällen haben die Behörden dem Bau zugestimmt. "Vernunft von oben" - wäre mal was Neues.
Peter Philipp
© DEUTSCHE WELLE 2008
Qantara.de
Moscheebau in Köln
Aufstand gegen rechtsextreme Demagogen
Nach Ansicht von Lale Akgün, Bundestagsabgeordnete und Islam-Beauftragte der SPD, steht die Mehrheit der Kölner Bürger uneingeschränkt hinter dem Moscheebau in Köln - daran ändere auch der geplante "Anti-Islam-Kongress" nichts. Mit Lale Akgün sprach Loay Mudhoon.
Interview Paul Böhm
"Die Muslime sollten sich nicht verstecken"
In Köln soll eine Zentralmoschee für 1250 Betende gebaut werden. Der Bauherr, die "Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion" (DITIB), wählte den Entwurf des Kölner Architekturbüros Böhm. Thilo Guschas sprach mit Paul Böhm über den Entwurf.
Gläserne Moschee von Penzberg
Raus aus den Hinterhöfen
Kaum ein deutsches Moscheebauprojekt, das keine Debatte hervorruft. Im bayrischen Penzberg hat sich jedoch der Bau eines islamischen Gotteshauses positiv auf das Zusammenleben von Muslimen und Christen ausgewirkt. Francisca Zecher berichtet.