"Die Muslime sollten sich nicht verstecken"



Das ist wohl vor allem auf die profanen Bereiche gemünzt: Veranstaltungssäle, den Hammambereich, die Läden, die Gastronomie und so weiter. Die Bauherren wollen auch die nicht-muslimischen Mitbürger ansprechen. Sie wollen zeigen, dass sie keine konspirative Vereinigung sind. Es gibt da ja teilweise große Ängste, die wir eigentlich mit unserem Entwurf etwas nehmen wollten.
In Ihrem Entwurf sind Kuppel und Minarette weithin sichtbar – eine Vorgabe?
Böhm: Dass es zwei Minarette geben soll, war ein ausdrücklicher Wunsch in der Auslobung. Die Kuppel war so nicht vorgegeben, in der Auslobung jedoch als klassisches Element erwähnt. Es ist eine Moschee, das sollte man ruhig mit Selbstbewusstsein darstellen.
Die Muslime sollten sich nicht verstecken, jede Gemeinschaft sollte sich nach außen präsentieren. Man braucht Zeichen, Symbole, durch die man sich als unterschiedlich darstellt. Eine Moschee ist nun mal keine katholische Kirche.
Was halten Sie davon, dass die Moschee an einem relativ zentralen Ort in Köln gebaut werden soll?
Böhm: Die Situation der Muslime in Köln war mir seit Jahren ein Dorn im Auge. Ich habe lange gebraucht, um zu begreifen, dass einige verlassene Ladenlokale Moscheen sind. Gebetsräume im Hinterhof – das muss doch bedrückend sein, als ob man etwas Verbotenes täte! In Köln gibt es 100.000 Türken und Muslime – alles ehrenwerte Bürger, die einen Raum benötigen, wo sie gemeinsam beten.
Standen Sie bei Ihrer Arbeit in einem Spannungsfeld der Interessensgruppen – Auftraggebern, Stadtverwaltung, Parteien?
Böhm: Die Ausschreibung war ein anonymer Wettbewerb, der von einer unabhängigen Jury bewertet wurde. In der Jury saßen Politiker aller Parteien, Kirchenvertreter und, aber nur zu einem kleineren Teil, die Bauherren. Daher bestand kein solches Spannungsfeld für uns.
Doch es gibt Stimmen, die grundsätzlich gegen den Bau einer solchen Moschee sind. Meine Hoffnung ist, dass unsere muslimischen Mitbürger mehr zur Selbstverständlichkeit werden. Das erreicht man nicht, wenn sie sich zum Beten in irgendwelche Spielunken davonstehlen! Wenn sie sich mit einem richtigen Haus präsentieren, schöpfen die Menschen vielleicht mehr Vertrauen.
Interview Thilo Guschas
© Qantara.de 2006
Qantara.de
Moscheebau in Deutschland
Der Meister der Minarette
Ahmet Akbaba hatte zur richtigen Zeit den richtigen Riecher. Der Tischler aus Essen hat sich auf den Minarettbau spezialisiert und ist deutschlandweit nun führend auf diesem Gebiet. Abdul-Ahmad Rashid stellt ihn und seine Arbeit vor.
Tag der offenen Moschee
Wissen führt zu Toleranz
Sie gilt als schönste Moschee in Deutschland: die neue Sehitlik-Moschee in Berlin-Neukölln. Auf jeden Fall ist sie die größte Moschee Berlins, insgesamt haben 1.500 Gläubige darin Platz. Beim "Tag der offenen Moschee" war sie einer der Hauptschauplätze.
Interreligiöser Dialog
Moscheeführer mit Zertifikat
Ein Imam in Mannheim will mit einem neuen Konzept der offenen Moschee das interreligiöse Klima verbessern helfen. Dazu gehören multireligiöse Gottesdienste und Moscheeführungen für Nicht-Muslime. Außerdem bietet er eine Ausbildung zum Moscheeführer an. Karen Naundorf hat sich informiert.
www