Absurdes Gelehrtentreffen



Will die Unesco sich nicht solidarisieren? Beispielsweise mit den Studenten, die dem Parlamentsabgeordneten Haddad Adel, dem Philosophiedozenten, Sprechchöre entgegenschleuderten wie: "Schäme dich, schäme dich, du Vertreter wider das Volk!" Und denen dafür damit gedroht wurde, ins berüchtigte Gefängnis Kahrizak geworfen zu werden?
Die unwägbaren Gefahren der Philosophie
Eine Reihe weiterer Philosophen und Intellektuellen hat sich solidarisiert. Unter ihnen Jürgen Habermas und Seyla Benhabib. Ramin Jahanbegloo hat zusammen mit der Organisation Reset Dialogues on Civilizations ein Protestschreiben an die Unesco gerichtet. Sie werden zusammen mit weiteren iranischen Intellektuellen, die das Regime ins Exil getrieben hat, nächste Woche in New York eine Pressekonferenz abhalten, um noch einmal zu fragen: Gibt es etwas Absurderes als die geplante Unesco-Tagung in Teheran?
Dabei hat allerdings Khamenei mit einem Recht: Philosophie ist gefährlich. Und wenn nicht für den Iran, dann für ihn und sein Regime. Philosophie, die westliche, aber vor allem auch die philosophische Mystik des Islams ist heute gerade unter jungen Iranern beliebt, sie wird als eine Form von Widerstand erlebt gegen die politische Ideologie und den religiösen Dogmatismus des Regimes.
Teheran ist auch heute noch ein Ort, an dem Habermas und Hannah Arendt gelesen werden. Nur dürfte es im Evin-Gefängnis mehr Philosophen geben als im November auf den Podien des Regimes.
Katajun Amirpur
© Qantara.de 2010
Katajun Amirpur ist Publizistin und Professorin für Islamwissenschaft an der Universität Zürich.
Redaktion: Lewis Gropp/Qantara.de
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