In den Sand gesetzt: Ägyptens neue Verwaltungshauptstadt
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Gewaltiges Bauprojekt im Niemandsland: Auf 170.000 Hektar und etwa 28 Meilen östlich von Kairo entfernt wird die neue Stadt errichtet. Der Baubeginn erfolgte bereits im Jahr 2016, die ersten 6,5 Millionen Einwohner sollen bereits im kommenden Jahr dort hinziehen. -
Ein Ort vor allem nur für die Reichen: Plakate in ganz Kairo werben für neue Luxusdomizile mit "atemberaubender" Aussicht in Anlagen mit Namen wie "La Verde" oder "Vinci" in Ägyptens neuer Verwaltungshauptstadt. Weit entfernt von der „Siegreichen“, wie Kairo auf Arabisch heißt, eine der geschichtsträchtigsten Metropole der islamischen Welt, die seit mehr als 1.000 Jahren Sitz verschiedenster Regierungen und Machthaber gewesen ist. -
Ein Herzensanliegen des Präsidenten: Die Idee, eine neue Verwaltungshauptstadt für umgerechnet 45-Milliarden US-Dollar mitten in die Wüste zusetzen, um damit ausländische Investoren anzuziehen und Arbeitsplätze zu schaffen, stammt ursprünglich von Abdel Fattah al-Sisi. Er plante das neue Mega-Projekt bereits kurz nach seinem Amtsantritt im Jahr 2014. -
An den Bedürfnissen der einfachen Menschen vorbei: Kritiker behaupten, dass das Geld besser für den Wiederaufbau der maroden Infrastruktur Kairos hätten verwendet werden müssen als für kostensprengende Prestigeprojekte des Präsidenten. Hinter den glitzernden Werbeplakaten, die für den neuen Luxustraum der Reichen und Etablierten werben, verbergen sich Kairos überfüllte Stadtviertel mit Häusern und Straßen, die sich seit Jahrzehnten im desaströsen Zustand befinden. -
Falsche Prioritätensetzung: "Vielleicht will Al-Sisi als Führer, der diese neue Verwaltungshauptstadt gebaut hat, in die Geschichte eingehen, doch wenn die Ägypter keine greifbare Verbesserung ihrer Lebensbedingungen und Dienstleistungen sehen, wird man sich wohl vor allem an den Präsidenten erinnern, der dem verbliebenen Rest der Mittelschicht den Garaus gemacht hat", so der ägyptische Politologe Hassan Nafaa. -
Auf größtmöglicher Distanz zur einheimischen Bevölkerung: Die Regierung argumentiert, dass Kairo bereits aus allen Nähten platze und bis 2050 auf 40 Millionen Einwohner anwachsen werde. Die neue Verwaltungshauptstadt soll das Präsidium, das Kabinett, das Parlament und die Ministerien beherbergen. Die Planer versprechen einen 21 Meilen langen öffentlichen Park, einen Flughafen, ein Opernhaus, einen Sportkomplex und 20 Wolkenkratzer, darunter angeblich die höchsten in ganz Afrika. -
Finanziell außer Reichweite für den Durchschnittsägypter: Die kleinste Wohnung – ca. 120 Quadratmeter – wird in der neuen Glitzermetropole voraussichtlich 1,3 Millionen ägyptische Pfund (73.000 Dollar) kosten – finanziell betrachtet deutlich über dem Einkommen eines mittleren Bürokraten, der sich einen Wohnraum von durchschnittlich 4.800 Dollar im Jahr leisten kann. "Diejenigen, die in der neuen Hauptstadt leben werden, stellen einen extrem winzigen Teil der Gesellschaft dar", meint Hassan Nafaa.
https://qantara.stage.universum.com//node/10359
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