Urlaub in Hisbollah-Land
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Im Dorf Machghara im Bekaa-Tal wird man mit Porträts von iranischen Führern und Hisbollah-Märtyrern empfangen. Auch wer mit der Weltpolitik nicht so vertraut ist, erkennt auf den Reklametafeln in den Straßen sofort, wer die Freunde der Hisbollah, der "Partei Gottes", sind. -
Der UNESCO-Tempel des Bacchus in Baalbek ist heute leer und verlassen. Jahrelang bot er internationalen Musik-Stars wie Miles Davis, Sting, Deep Purple und Joan Baez eine Bühne. Während des zweiten Libanonkrieges warfen die Israelis über Baalbek siebzig Bomben ab, doch die römischen Ruinen wurden kaum beschädigt. -
Das Palmyra-Hotel in Baalbek war früher eine zweite Heimat für Künstler und Politiker wie Haile Selassie und Charles de Gaulle. Wegen der andauernden Spannungen in der Region steht es heute leer. Ein Teil der Dekoration besteht aus Originalzeichnungen von Jean Cocteau und Picasso. -
Außerhalb des Tempels kann man Andenken kaufen, darunter auch Hisbollah-T-Shirts. Der Verkäufer kann überhaupt nicht verstehen, warum ich keins erstehen möchte. Seiner Meinung nach ist die Hisbollah eine reine Wohltätigkeitsorganisation, die sich um die Bedürfnisse der örtlichen Bevölkerung kümmert. -
Sogar für die Kinder ist gesorgt: Für nur einen Dollar kann man ein Puzzle mit dem Konterfei von Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah kaufen. -
Das Imam-Ali-Schwert ist ein schiitisches Symbol. Die Männer der Hisbollah tätowieren es gern auf ihren Arm oder ihre Brust. -
In den Gebieten, die von der Hisbollah kontrolliert werden, führen die Menschen ein ziemlich normales Leben, obwohl Baalbek von Damaskus nur 56 Kilometer Luftlinie entfernt ist. Ebenso wie im Iran tragen die Hisbollah-Frauen den Hidschab und einen traditionellen muslimischen Mantel. -
Der offizielle Name des Hisbollah-Themenparks in Mleeta lautet „Touristische Sehenswürdigkeit des Widerstands“. Der Park dient auch als Museum und Gedenkstätte. Er wurde am 25. Mai 2010 eröffnet, am zehnten Jahrestag des israelischen Rückzugs aus dem südlichen Libanon. -
Auf dem Gelände sind einige Kunstwerke aus militärischer Ausrüstung zu sehen, die von den Israelis nach dem letzten Krieg zurückgelassen wurden. Dieses hier wurde „Zorn des Feuers“ genannt und aus Ölfässern erbaut, die von israelischen Hubschraubern auf Stellungen der Hisbollah abgeworfen wurden. -
Über eine Million syrische Flüchtlinge sind in den Libanon gelangt, wo sie sich mit Gelegenheitsarbeiten mühsam über Wasser halten. Allein 350.000 von ihnen leben im Bekaa-Tal. Hinter diesen drei Flüchtlingen ist ein israelischer Merkava-Panzer zu sehen, der "Stolz der Militärindustrie des Feindes". -
Im Museum gibt es einen großen Bereich mit modernem Design, israelischen Waffen und Militärausrüstung. Die Umsetzung des Projekts soll umgerechnet rund vier Millionen US-Dollar gekostet haben. -
Das Museum zeigt eine Vielzahl von Ausrüstungsgegenständen des israelischen Militärs. Im linken Schaukasten kann man einen israelischen Minenschutzanzug erkennen. Der (kostenlose) Museumsführer weist explizit darauf hin, dass das Museum angeblich auch dem Frieden dienen solle. -
Hassan Nasrallah, der Generalsekretär der Hisbollah, steht seit Jahren auf der Abschussliste der israelischen Spezialeinheiten und lebt im Untergrund. Daher ist es viel wahrscheinlicher, ihn auf einer Tasse im Souvenirshop zu sehen, als im wirklichen Leben. -
Eine riesige Patrone dient als Sammelbüchse für Spenden zur Unterstützung der Hisbollah-Miliz. Der Themenpark wurde in den ersten zehn Wochen nach seiner Eröffnung bereits von etwa einer halben Million Menschen besucht. -
Gegen Ende meines Besuchs glaubte ich auf einer Museumsmauer eine große weiße Taube zu erkennen. Umgehend sagte ich zu meinem Führer, dass dies doch wohl ein hoffnungsvolles Zeichen für den Frieden sei. Schmunzelnd entgegnete er mir: "Das ist keine Taube, sondern ein Falke – ein Raubvogel, der den Angriff liebt...!"
https://qantara.stage.universum.com//node/28643
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