Bassem Youssef: Satire im Dienste der Demokratie
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Chirurg mit Spezialgebiet Medien: Bassem Youssef, 39 Jahre alt, Chirurg. Nach der Revolution 2011 beschließt er, seinen Beruf als Mediziner aufzugeben und die politische Situation Ägyptens auf Youtube zu kommentieren, mit beißendem Spott und zunächst nur sehr beschränkten Mitteln. Schon bald werden seine Videoclips zu einem Massenphänomen, woraufhin ihm der ägyptische Sender „OnTV“ anbietet, dort sein eigenes Satireprogramm unter dem Titel "Al-Bernameg" zu präsentieren. -
Einfluss von Jon Stewart: Vor der ersten Staffel seines Programms "Al-Bernameg" auf "OnTV" reist Bassem Youssef in die USA, wo er das Studio des amerikanischen Satirikers Jon Stewart besucht, um sich von seiner Erfahrung inspirieren zu lassen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Freundschaft. Bassem Youssef hatte den weltberühmten US-Künstler sogar bei einer seiner Shows zu Gast. -
Großer Auftritt vor realem Publikum: Nach seinem Erfolg auf "OnTV" schlägt Bassem Youssef ein neues Kapitel in seiner TV-Karriere bei "CBS" auf, wo man extra für ihn einen großen Bühnensaal bereitstellt. Hier kann er mit einem realen Publikum interagieren. Diese Phase fällt auch mit der Regierung der Muslimbrüder unter Präsident Mohammed Mursi zusammen, die zur Zielscheibe seiner von scharfer Ironie durchzogenen Kritik werden. -
Gewagte Show in einem echten Theater: Das historische "Radio"-Theater, in dem Bassem Youssef sein Programm präsentiert, liegt im Zentrum Kairos und ist ein sehr bewusst gewählter Ort. Doch birgt die Idee einer Show in einem Theater mit realem Publikum auch gewisse Gefahren in sich. Zweimal im Laufe seiner Karriere sieht Bassem Youssef sich gezwungen, auf die Anwesenheit eines Publikums zu verzichten, und zwar aufgrund der blutigen Unruhen auf den Straßen Kairos. -
Mehr Spielraum für die Meinungsfreiheit: Der wöchentlichen Ausstrahlung von "Al-Bernameg" fiebern Millionen Zuschauer in der ganzen arabischen Welt entgegen. Inzwischen lassen es sich auch Kaffeehaus-Besitzer diese Gelegenheit nicht entgehen, denn schließlich sammeln sich die Leute wie bei Fußballspielen in Scharen vor den Fernsehgeräten, um die Sendung zu verfolgen. Nicht wenige schreiben diesem Satire-Programm das das Verdienst zu, den Spielraum für die Meinungsfreiheit in Ägypten erweitert zu haben. -
Ironie als Element der ägyptischen Gesellschaft: „Die Satire ist fester Bestandteil der Mentalität und Wesensart des ägyptischen Volkes. Die Menschen machen sich über alles lustig, selbst über die ernstesten Dinge. Man hat das Gefühl, das Lachen nimmt ihnen den Schmerz und macht ihre triste Realität etwas erträglicher“, so Bassem Youssef in einem Interview mit dem Journalisten Jaafar Abdul Karim. -
Eine der einflussreichsten Persönlichkeiten weltweit: Im Jahre 2013 wird Bassem Youssef in die TIME-Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten aufgenommen. Zugleich gibt Youtube bekannt, die Sendung „Al-Bernameg“ auszeichnen zu wollen, nachdem sie von mehr als einer Million Nutzern aufgerufen worden ist. Infolge des über sein Programm verhängten Sendeverbots erreicht die Zahl der Bassem Youssef-Sympathisanten auf Facebook innerhalb von nicht einmal einer Woche ca. 1,25 Millionen Anhänger. -
Im Visier der Justiz: Am 31.03.2013 ordnet der ägyptische Generalstaatsanwalt aufgrund des Vorwurfs der Verleumdung des Islams ein Untersuchungsverfahren gegen Bassem Youssef an. Nach der Ausstrahlung der ersten Folge der dritten Staffel wird ein Haftbefehl gegen ihn erlassen. Der Grund: Youssef habe „verleumderische Behauptungen verbreitet, die die öffentliche Ordnung stören, dem Allgemeinwohl schaden und dazu beitragen, Chaos und Zwietracht zu sähen“. -
Angst vor der Hoffnungslosigkeit: Die Folgen des Sendeverbots für Bassem Youssef sind noch nicht ausgestanden, doch hoffen viele seiner Anhänger auf seine baldige Rückkehr. Schließlich ist dies nicht das erste Mal, dass sich Bassem Youssef mit Problemen konfrontiert sieht. Bereits zuvor musste er sich Anklagen aufgrund vager Vorwürfe wie „Störung des öffentlichen Lebens“ oder „Verunglimpfung der nationalen und religiösen Symbole“ und ähnliches mehr gefallen lassen.
https://qantara.stage.universum.com//node/7079
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