Bagdad 2018 - von wiedergewonnenen Freiheiten und dem Niedergang des Staates
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Der Firdos-Platz heute: 2003 wurde auf dem Firdos-Platz die Statue Saddam Husseins gestürzt, um das Ende seines Regimes zu verkünden. Obwohl seither viele Jahre vergangen sind, lässt er immer noch so etwas wie ein gepflegtes offizielles Flair vermissen. Stattdessen ist er ein Platz ohne eigene Identität im Schatten der Al-Shahid al-Zahir Moschee (siehe Bild) geblieben. -
Vom Ende der Diktatur und dem Beginn einer neuen Zeit: Am Morgen des 9. April 2003 wurde auf dem Firdos-Platz die Statue Saddam Husseins gestürzt. Damit wurde das Ende der Baath-Diktatur besiegelt, die gegen all ihre Nachbarn gekämpft hatte und das irakische Volk einer 13 Jahre andauernden internationalen Blockade aussetzte. -
Meinungs- und Redefreiheit: Durch den über die Jahre voranschreitenden Wandel haben sich die Iraker und Irakerinnen an die Meinungsfreiheit gewöhnt. Heute sagen sie ihre Meinung in einer Vielzahl von Medien: im Fernsehen, dem Internet, den Printmedien oder dem Rundfunk. Das Bild zeigt das Café "Coffee and Book" im Stadtteil Karrada. Hier versammeln sich bis spät in die Nacht die Freunde von Literatur und Kultur beider Geschlechter und verbringen Zeit weit weg von den Krisen der Hauptstadt. -
Gravierende Sicherheitsmängel: An die schlechte Sicherheitslage in der Hauptstadt und die damit einhergehenden Konsequenzen haben sich die Menschen bereits gewöhnt. Betonsperren finden sich in mehr als der Hälfte der Straßen der Hauptstadt. Auf dem Bild sieht man eine Straßensperre im Stadtteil Karrada, dem neu belebten kulturellen Zentrum Bagdads. -
Das irakische Zentrum für Frieden: Fast wöchentlich entstehen in Bagdad neue nichtstaatliche Kulturinitiativen. Eine davon ist das „irakische Zentrum für Frieden“ (auf dem Bild zu sehen: der Eingang des Zentrums). Es bietet Jugendlichen den Raum, um Musikinstrumente zu erlernen oder kreativ zu arbeiten und setzt sich für die Stärkung einer Kultur der Toleranz und Nächstenliebe ein. -
So bieten die Iraker der Stromkrise die Stirn: Überall im Irak gibt es lokale Stromgeneratoren. Wenn der Strom im staatlichen Netz ausfällt, müssen die Menschen auf diese Generatoren ausweichen und dazu brauchen sie Spannungsregulatoren (siehe Bild). Diese Geräte sind Teil des alternativen Versorgungsnetzwerkes, auf das die Iraker angesichts des Fehlens staatlicher Strukturen zurückgreifen. -
Seltener Anblick: Die roten Busse der öffentlichen Verkehrsbetriebe! 2003 brach das Liniennetz der öffentlichen Busse zusammen und die meisten Busdepots und Abstellplätze in der Hauptstadt wurden geplündert. Später nahm der Staat den Betrieb mit neuen Bussen wieder auf. Allerdings beschränkt sich das Angebot auf ein sehr begrenztes Gebiet im Zentrum Bagdads und die Menschen stöhnen über die Unpünktlichkeit und die Unvorhersehbarkeit der Verbindungen auf den überfüllten Straßen der Stadt. -
Verstopfte Straßen und Luxuskarossen allerorts: Die Straßen der Hauptstadt sind ohne Ausnahme den ganzen Tag lang verstopft, die Menschen sind genervt von dem nicht enden wollenden Strom von Autos und den quasi inexistenten Verkehrsregeln auf den Straßen, wie hier auf dem Al-Mustansiriyya-Platz in Bagdad. Hinzu kommt, dass die Verkehrspolizei sich kaum traut, gegen Verstöße vorzugehen. Interessant ist, dass amerikanische und japanische Luxuskarossen überall auf den Straßen zu sehen sind. -
Kinder mitten auf der Straße, Müllberge auf dem Gehweg: Bagdads Gehwege werden zweckentfremdet und missbraucht - zum Beispiel zur Entsorgung von Müll, der in einigen Gebieten der Stadt achtlos weggeworfen wird. Auf dem Bild ist ein großer Verkaufsstand mit einer Konstruktion zur Warenauslage zu sehen, der aber den Weg blockiert. Der Platz hinter dem Stand dient als Müllkippe. Das Wächterhäuschen besetzt den restlichen Platz auf dem Gehweg, so dass den Fußgängern und Kindern nur die Straße bleibt. -
Abd al-Karim Qasim kehrt zurück, um seinen Mördern zu trotzen: Kaum war Saddam Hussein gestürzt, errichteten Anhänger des Stabsoffiziers und des ehemaligen Ministerpräsidenten Abd al-Karim Qasim eine Statue in der Gegend Ras al-Qariya. Dort hatte es 1959 einen gescheiterten Mordanschlag auf ihn gegeben, an dem auch Saddam Hussein beteiligt war. Der Staatsmann, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, wurde dann 1963 durch die erste Baath-Regierung hingerichtet. -
Wasserpumpen in jedem Haus: Wegen des niedrigen Wasserdrucks im staatlichen Versorgungsnetz gibt es in jedem Haus und Gebäude eine zusätzliche Wasserpumpe. Das Wasser aus dem staatlichen Netz kommt bei den Menschen verschmutzt an und ist nicht zum Trinken geeignet. Deshalb weichen die Iraker und Irakerinnen auf Trinkwasser in Plastikflaschen aus. Allerdings ist auch das Vertrauen der Menschen in das Wasser aus den Plastikflaschen begrenzt, weil es keine Hygienekontrollen in den Abfüllanlagen gibt. -
Autowaschen auf die illegale Tour: In den Straßen der Hauptstadt Bagdad sind heute fast überall Autowaschanlagen entstanden. Die Inhaber dieser provisorischen Waschstraßen zapfen die Rohre des staatlichen Wassernetzwerkes an und benutzen Hochdruckpumpen, um mit dem abgezweigten Wasser Autos zu waschen. Dieses illegale Geschäft vollzieht sich nicht nur unter den Augen der Behörden, ein Großteil der staatlichen Fahrer lässt seine Autos sogar in diesen Anlagen waschen. -
Shopping-Mall in Karrada: Nachdem die Iraker und Irakerinnen nach 2003 Bekanntschaft mit Shopping-Malls machten, sind sie für sie ein zu einem wichtigen Freiraum geworden, in dem sie shoppen, essen und eine schöne Zeit verbringen können. Die verschiedenen privaten Shopping-Malls, die sich in Bagdad etabliert haben, verdeutlichen das starke Bedürfnis nach Konsum bei den Menschen. -
Christliches Leben – geringe Präsenz überschattet von Angst: Die konfessionellen, religiösen und ethnischen Gräben, die den Irak seit Beginn des Wandels erfasst und durchzogen haben, führten zur Migration eines großen Teils der Iraker, insbesondere der kleineren Bevölkerungsgruppen, von denen die größte wiederum die Christen darstellen. Das Bild zeigt eine christliche Schule mit integriertem Kindergarten im Osten von Karrada. Das Gebäude liegt gegenüber des Krankenhauses St. Raphael (Al-Rahibat). -
Privatschulen vielerorts präsent: Aufgrund des schlechten Unterrichtsniveaus an den öffentlichen Schulen sind insbesondere in Bagdad mehr und mehr Privatschulen entstanden. Die Iraker machen sich über die öffentlichen Schulen lustig, weil sie nicht der Staat kontrolliert, sondern die Korruption, die sich im System festgesetzt hat. In der zwölften Klasse bleiben die Schüler dem Unterricht an den öffentlichen Schulen für drei Monate fern und lernen stattdessen an Privatschulen. -
Mauern zum Schutz der Banken im Herzen der Hauptstadt: Das Bild zeigt die Al-Rashid-Straße im Zentrum Bagdads. Die Regierung hat hier zum Schutz des Bankenkomplexes mit Stacheldraht verstärkte Mauern und Wachtürme errichtet. Der Bankenkomplex umfasst neben der größten irakischen Bank, der "Bank Rafidain", auch die irakische Zentralbank, in der die Gold- und Fremdwährungsreserven gelagert werden. Die irakische Zentralbank war bereits mehrfach das Ziel groß angelegter Banküberfälle.
https://qantara.stage.universum.com//node/27429
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