K.o. für den Pharao




Für Europa dürfte das Aufleben des Panarabismus daher kaum ein Problem sein, wohl aber für Israel. Keine demokratische legitimierte Regierung in der arabischen Welt kann sich die Konzilianz gegenüber Israel leisten, welche autoritäre Regime wie in Saudi-Arabien, Jordanien oder Ägypten in den Augen des Westens so sehr ausgezeichnet hat.
Schon in der Nacht auf Samstag war unter den Stimmen auf den Straßen, die die Reporter überall in der arabischen Welt einfingen, davon die Rede, dass jetzt auch Palästina befreit werden müsse.
Marschallplan für die arabischen Demokratien
Wenn die Israelis klug sind, schließen sie mit den Palästinensern Frieden, solange die Ägypter noch mit sich selbst beschäftigt sind. Denn der Wind, der ihnen von jetzt an entgegenschlägt, kann nur rauer werden. Doch es muss nichts Schlechtes sein, wenn Israel aufgrund einer realistischen Einschätzung der geänderten Lage zu längst fälligen Konzessionen gegenüber den Palästinensern bereit wäre.
Die eigentliche Prüfung, die Bewährung in freien, demokratischen Verhältnissen, steht den Ägyptern und all jenen, die sich von ihnen inspirieren lassen, noch bevor. Die bewundernswerte Friedfertigkeit der Proteste, das Ausbleiben fanatischer Töne und ideologischer Überwucherungen, sprechen für eine positive Prognose.
Dagegen spricht die katastrophale wirtschaftliche Situation des Landes, die auch die gescheiteste Regierung nicht in wenigen Jahren so wird verbessern können, wie es für stabile Verhältnisse nötig wäre.
Deshalb ist jetzt der Westen gefragt. Mit einem Marschallplan für die jungen Demokratien der arabischen Welt können Europäer und Amerikaner beweisen, was ihnen die Stabilität im Nahen Osten wert ist.
Stefan Weidner
© Qantara.de 2011
Redaktion: Arian Fariborz/Qantara.de
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