Opposition außen vor
"Die Politik Nijasows setzt sich fort: Es wird viel geredet, aber nichts getan", so Orazow. "Turkmenistan befindet sich in einer katastrophalen Lage. Die Führung müsste sich überlegen, wie sie Krankheiten bekämpft, anstatt sie totzuschweigen. Oder wie sie den Hunger im Land und die Umweltkatastrophen in einigen Regionen stoppt."
Stattdessen redeten sie mit ihren Programmen an den tatsächlichen Bedürfnissen der Bevölkerung vorbei, erklärt Orazow. Orazow leitet von Schweden aus die oppositionelle Exilorganisation "Watan" (Heimat). Von den Exilanten wurde er zum Oppositionskandidaten für die Präsidentenwahl am 11. Februar nominiert.
Orazow wurde allerdings von der zentralen Wahlkommission nicht zugelassen, denn in Turkmenistan dürfen nur Personen kandidieren, die die letzten 15 Jahre im Land gelebt haben. Orazow will deshalb den Kopf nicht in den Sand stecken. Er hofft auf die Unterstützung der westlichen Regierungen und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Harter Kurs gegen Turkmenistan unerlässlich
"Wenn die internationale Gemeinschaft hart gegenüber Turkmenistan auftritt und ganz klar fordert, dass Turkmenistan einen demokratischen Weg einschlagen muss, dann müssen die jetzigen Machthaber das akzeptieren und freie Wahlen zulassen", so Orazow.
Bisher aber hält sich das Ausland mit der Kritik an der turkmenischen Führung zurück – übrigens auch die Bundesregierung, die für die Zeit ihrer EU-Ratspräsidentschaft eine Zentralasien-Strategie angekündigt hat. Den Exilanten Hanamow von der "Republikanischen Partei" wundert das.
"Obwohl die EU und auch Deutschland als derzeitiger Ratsvorsitzender sehr viel Macht haben, sehen wir leider keine aktiven Reaktionen", so Hanamow. "Es wird nur beobachtet und abgewartet, was passiert. Aber das ist falsch. Denn von selbst wird sich da gar nichts tun. Wenn die Wahlen so verlaufen, wie sich das jetzige Regime das vorstellt, dann wird es später nur noch schwerer, einen Wandel herbeizuführen."
Die Gefahr des radikalen Islam
Und noch eine Gefahr wachse, warnt Hanamow: Die des islamischen Fundamentalismus. Turkmenistan grenzt an Iran und Afghanistan. Schon jetzt gäbe es im Land Zellen religiöser Fundamentalisten.
"Anfangs waren diese Zellen nur in zwei Regionen an der Grenze zu Usbekistan; jetzt sind sie schon bis in die Nähe der Hauptstadt Aschchabad vorgerückt", berichtet Hanamow. "Einige Leute finden deren Regime besser als das von Nijasow. Dazu kommt ein gewaltiges Heer von Arbeitslosen."
Nach Schätzungen internationaler Organisationen gibt es bereits mehr als 60 Prozent Arbeitslose. Diese Leute fühlen sich von den gewaltigen finanziellen Mitteln der arabischen Extremisten angezogen, mehr noch als von deren religiöser Propaganda. Sie geraten in finanzielle Abhängigkeiten von religiösen Einrichtungen. Wenn das Regime seinen politischen Kurs so weiterführt, dann wird sich der islamistische Extremismus immer weiter ausweiten.
Für die Exilpolitiker steht deshalb fest: Die internationale Gemeinschaft sollte entschiedener gegenüber der turkmenischen Führung auftreten.
Gesine Dornblüth
© DEUTSCHE WELLE 2007
Qantara.de
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