Die Kopftuch-Pionierin



So hat das Kopenhagener Parlament erst vor wenigen Monaten Richterinnen und Gerichtsmitarbeiterinnen verboten, bei der Arbeit ein Kopftuch zu tragen. Die Grundfeste der dänischen Kultur würden hierdurch gefährdet.
Weil man dies befürchtet, hat die rechtspopulistische DVP – Dänische Volkspartei – sogar via Anzeigenkampagne für ein generelles "Nein" zum Kopftuch in Dänemark plädiert. Und einer Tschador tragenden Abgeordneten drohte die der DVP angehörende Vize-Parlamentspräsidentin, im Kongress das Wort zu entziehen. Sehr naheliegend also, dass Zenab der Partei ein Dorn im Auge sein könnte.
Die 15-jährige Nachwuchshoffnung jedoch zeigt sich gänzlich unberührt: "Das Kopftuch stand für mich nie zur Debatte. Ich nehme es nicht ab. Wenn ich es in der Nationalmannschaft nicht tragen darf, muss ich halt aufhören." Eine erstaunlich eindeutige Position, angesichts populistischer Debatten, die sich in Dänemark rund ums Kopftuch drehen. "Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass es nicht akzeptiert wird, dass ich ein Kopftuch trage", so Zenab.
Doch weder wurde in den Massenmedien Polemik betrieben, noch hat die DVP mit einer Personenkampagne gegen Zenab aufgewartet – Kopftuch hin oder her. Ob es daran liegt, dass Dänemark eine viel versprechende Stürmerin in ihren Reihen hat, von der man sich noch einiges erhofft?
Novum auf internationalem Parkett
In Deutschland sind Fußballerinnen mit Kopftuch zwar nicht gang und gäbe, sie sind hier und dort aber durchaus anzutreffen. Etwa beim "BFC Türkiyemspor" oder auch bei "Al Dersimspor" – beide in Berlin-Kreuzberg beheimatet.
Letztere Mannschaft ist in der Dokumentation "Football Under Cover" zu sehen: Der Film erzählt die Geschichte vom Berliner-Frauenteam, das die iranische Nationalmannschaft vor drei Jahren zu einem Freundschaftsspiel herausforderte.
4.000 Zuschauerinnen verfolgten die auf beiden Seiten in Kopftuch und Trikot gehüllten Fußballerinnen, beäugt von den staatlichen Sittenwächterinnen. Die Welt hat also schon Fußballerinnen gesehen, die mit einem Sportkopftuch auf Torjagd gehen. Zenab hat somit das Rad nicht neu erfunden.
Aber es ist ein Novum, dass eine europäische Fußballnationalmannschaft mit einer Spielerin, umhüllt von einem Kopftuch aufläuft. Somit kann die schmächtige und zierliche Zenab El-Khatib gut und gerne als Kopftuch-Pionierin verstanden werden. Und wenn nichts Überraschendes geschieht, trägt sie in naher Zukunft den Dress der A-Nationalmannschaft – nicht ohne Kopftuch versteht sich.
André Tucic
© Qantara.de 2008
Qantara.de
Fußball im Iran
Kein Platzverweis mehr für Frauen?
Trotz ihrer Fußballbegeisterung haben Iranerinnen bisher kein Recht, Spiele live im Stadion mitzuverfolgen. Doch das soll sich jetzt ändern: Ausgerechnet Irans Präsident Mahmud Ahmadinejad hat angeordnet, dass die iranischen Frauen künftig das Recht haben sollen, in einem abgetrennten Teil des Stadions bei Fußballspielen anwesend zu sein – eine Entscheidung, die jedoch auf heftigen Widerstand bei den konservativen Mullahs stößt. Von Shirin Jazaeri
Filmtipp "Football Under Cover"
Fußball unterm Kopftuch
Der Film "Football Under Cover" avancierte überraschend zum Geheimtipp der diesjährigen Berlinale. Er erzählt von der Begegnung eines Berliner Fußballclubs mit der Frauennationalmannschaft des Iran. Ariana Mirza hat sich den Film angesehen.
Internationales Frauenfußballteam in Berlin
"Kicken kannst du notfalls auch mit Kopftuch"
Hin und wieder begegnen sie noch Ablehnung und Vorurteilen, aber ihre Sportbegeisterung kennt keine Grenzen. Beim türkischen Club "Al Dersim Spor" in Berlin trainieren 18 Fußballerinnen aus 6 Nationen. Ariana Mirza berichtet über Frauen, die immer am Ball bleiben wollen.