Leben nach der Zerstörung
Er beklagt die unmotivierten Lehrer und die schlechte Schule. So würde er seinen Traum niemals verwirklichen können, einmal Arzt zu werden. Dann wünscht er, die Juden würden verschwinden. Was hat das mit dem Schulniveau zu tun, fragt sein Freund. "Die Juden würden das Bildungssystem lahm legen", schimpft er und warnt: Ohne Bildung werden sie alle zu Selbstmordattentätern.
Sie verzichten bewusst auf Analysen oder eigene Kommentare und lassen Ihre Protagonisten manchmal stereotype Feindbilder von Israelis produzieren. Warum?
Wadimoff: Mein letzter Dokumentarfilm, L'Accord (2005) handelte vom Genfer Abkommen, in dem ich die Israelis und Palästinenser über dieses Friedensprojekt befrage. Danach wollte ich keinen Film mehr über Israelis und Palästinenser machen, denn ich hatte den Eindruck, dass alles darüber bereits gesagt wurde.
Nun ist die Zeit für Fiction-Filme. Wir brauchen keine Informationen, sondern Geschichten. Und das habe ich hier versucht, obwohl dies ein Dokumentarfilm ist: eben die Geschichte einiger Menschen zu erzählen.
Wird Ihr Film im Gaza-Streifen gezeigt?
Wadimoff: Das Kulturamt der Stadt Genf unterstützte den Film und schlug das vor. Ende November 2009 hatten wir drei Aufführungen im Saal der Gesellschaft Roter Halbmond. Der Saal war jedes Mal voll, alle Protagonisten kamen und genossen es, sich und ihre Freunde und Bekannte auf der Leinwand zu sehen.
Die Menschen lachten und sangen zusammen mit der Rap-Band. Es war eine tolle Stimmung. Ich hoffe, den Film auch in Israel und im Westjordanland zu zeigen.
Saßen die Männer und Frauen zusammen?
Wadimoff: Ja, absolut, in allen Aufführungen, vielleicht weil der Veranstaltungsort als weltlich gilt, oder weil die Hamas diese Trennung nicht forcieren will.
Glauben Sie, dass Ihr Film positiv auf die festgefahrene Situation zwischen Israel und der Hamas einwirken kann?
Wadimoff: Als ich 20 Jahre alt war, dachte ich, dass Filme etwas verändern können. Ich bin heute nicht mehr sicher. Wenn sie die Augen der Menschen in Israel und Palästina öffnen, könnten sie die Menschen hinter dem Konflikt sehen. Zum Beispiel, dass in Gaza nicht nur Hamas-Militante, sondern auch ganz normale Menschen leben. Das wollte ich in meinem Film zeigen.
Igal Avidan
© Qantara.de 2010
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