Die grünen Sterne von El Gouna




"Wir haben eine Quote von 98 Prozent beim Recycling erreicht", berichtet Samih Sawiris stolz, "aber mein Ziel ist 100 Prozent. Das gibt es nirgendwo. Ich habe den Luxus, mir dieses teure Hobby leisten zu können. Und ich habe den Ehrgeiz, sagen zu können: Ich habe es geschafft, wir recyceln 100 Prozent unseres Abfalls."
Und das ist bei weitem keine Marketing-Aktion. Für viel Geld hat Sawiris vor den Toren der Stadt eine Recycling-Fabrik bauen lassen. Hier wird alles sortiert und recycelt.
Plastik wird geschmolzen und zu Plastiktüten, Kleiderbügeln oder Pflastersteinen verarbeitet, Aluminium gesammelt und verkauft. Das Glas geht an die Brauerei, selbst Essensabfälle werden an Schafe und Rinder verfüttert. Und die Truthähne essen die Malzrückstände der Brauerei.
Rund 90 Menschen haben hier einen Job gefunden, erklärt Recycling-Ingenieur Seif. Aber Geld lasse sich damit keines verdienen - Milliardärshobby eben.
Ein "Ökogolfplatz" mitten im Sand
Ein Golfplatz in der Wüste ist aus ökologischer Sicht eigentlich eine Katastrophe. Drei bis vier Millionen Liter Wasser brauchen die 18 Spielbahnen pro Tag. Damit kommt ein Platz in Europa locker ein paar Monate aus.
Doch anders als in Europa nutzt man in El Gouna Brauchwasser, dass über ein Leitungssystem aus Hurghada zugeleitet wird. Dieses Wasser wird einen Tag lang aufbereitet und dann von Hand auf den Platz aufgebracht. Das allerdings geht nur weil die Grassorte "Seashore Paspalum" Hitze liebt und einen extrem hohen Anteil an Salz verträgt.
Golfer müssen sich allerdings umstellen, weil der Ball nicht so weit rollt und es manchmal ein wenig muffelt. Rund 850.000 Euro kommen so an Wasserkosten zusammen. Aber wie schon gesagt: das ist ein Milliardärshobby, denn am Ende gehört in El Gouna alles "Orascom", der Firma von Samih Sawiris.
El Gounas grüne Sterne
Fünf-Sternhotels gibt es weltweit viele, Hotels mit fünf "grünen Sternen" wie in El Gouna jedoch kaum. Gemeinsam mit der ägyptischen Regierung, der Gesellschaft für Technischen Zusammenarbeit und dem Deutschen Entwicklungshilfeministerium erfand "Orascom" die "grünen Sterne" als Hotelgütesiegel.
Je nach ökologischem Engagement erhält man eine AUszeichnung zwischen drei bis fünf Sternen. Neben dem Steigenberger darf sich auch das Mövenpick ein "Five Green Star Hotel" nennen, erklärt Hotel-Manager John Wood.
Alle Mitarbeiter werden bei Einstellung drei Tage lang geschult. Es geht darum, so wenig Energie oder Wasser zu verschwenden wie möglich. Gepflanzt werden nur Bäume und Gräser, die wenig Wasser brauchen. El Gouna will hier als Vorbild für andere Hotels in Ägypten - sowie in der restlichen Welt - stehen. Bei den Touristen kommt das gut an - "Rette den Planeten und mache Urlaub."
Vision oder Ökospinnerei?
Während El Gouna immer ökologischer wird, schütteln andere Hoteliers den Kopf. "Die sagen, ich spinne", lacht Sawiris. "Die wissen, dass das alles Geld kostet. Wirklich nachhaltig zu sein und das nicht nur zu behaupten, das muss man sich leisten können. Wir haben wegen unserer Größe natürlich mehr Verantwortung als ein kleiner Hotelier, der als Steuerzahler den Staat oder die Stadt in der Pflicht sieht. Ich muss mehr tun als alle anderen."
Und vielleicht tut er das demnächst auch in der Schweiz. Denn im Moment investiert "Orascom" rund eine Milliarde in den Schweizer Ort Andermatt.
Aus dem verschlafenen Gebirgsort soll ein schweizerisches El Gouna werden: authentisch schweizerisch, Hotels aller Kategorien, ein Golfplatz - und natürlich nachhaltig. Das ist Samih Sawiris neues Hobby.
Taufik Khalil
© Deutsche Welle 2009
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