Im Zeichen des Dialogs


"Wir wollen endlich das Gefühl haben, in Deutschland angekommen zu sein und dies auch architektonisch untermauern", so der Rechtsanwalt und Generalsekretär der "Hazrat Fatima"-Moschee, Ünal Kaymakçı.
Ihm gehe es darum, ein Signal des friedlichen Zusammenlebens zu setzen. Daher waren Kompromisse auch mit Gegnern des Bauprojektes notwendig: So wurde etwa die Höhe der Minarette auf 16 Meter festgelegt, damit sie den Turm der gegenüberliegenden russisch-orthodoxen Kirche nicht überragen. Auch verzichtet der Verein auf den Gebetsruf.
Angst vor Überfremdung
Es ist eine islamische Tradition, vor der Grundsteinlegung ein Gebet aus dem Koran zu rezitieren - fremdartig in den Ohren der anwesenden Bundesbürger; und bei manch einem mögen die Rezitationen des Imams auch diffuse Ängste hervorgerufen haben.
Doch sind solche Befürchtungen unbegründet, denn die Moscheegemeinde suchte von Anfang an den Dialog und überzeugte viele Skeptiker.
"Die Ängste müssen wir ernst nehmen", betont die Integrationsbeauftragte der Stadt Frankfurt, Nargess Eskandari-Grünberg. "Man muss auch den Skeptikern mit Respekt begegnen und das Gespräch mit ihnen suchen. Toleranz ist nur durch Kennenlernen der anderen Religion und Kultur sowie durch Begegnung möglich."
Eskandari-Grünberg glaubt, dass auch nach dem Bau der Moschee der Dialog fortgesetzt werden sollte.
Gemeinsam gegen Rechtspopulisten
"Den wahren Freund erkennt man in der Not", lautet ein türkisches Sprichwort. Und von einem solchen "Freund“ spricht auch Ünal Kaymakçı, als er den Stadtdekan Raban Tilmann bei der Grundsteinlegung zum Rednerpult bittet.
Bewegt und stolz zugleich erklärt Kaymakçı, dass Tilmann sich zusammen mit anderen Frankfurtern schützend vor die Gemeinde gestellt und eine Gegendemonstration zu einer rechtspopulistischen Kundgebung gegen den Moscheebau organisiert habe.
Stadtdekan Tilmann findet eher nüchterne als symbolträchtige Worte für sein Engagement. "Als katholischer Stadtdekan beziehe ich mich auf den Beschluss des zweiten Vatikanischen Konzils, das auch mit Hochachtung von den Muslimen gesprochen hat - und dass man doch alte Feindschaften beenden und gemeinsam eine Zukunft aufbauen sollte."
Neue Heimat für die schiitische Gemeinde
Nicht nur Vertreter der Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften sind zur Grunsteinlegung erschienen, sondern auch viel Prominenz aus der Landes- und Kommunalpolitik.
Ein Grußwort richtet Hessens Justiz- und Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn an die Anwesenden: "Wenn jemand ein Haus baut, dann will er auch dort bleiben. Sie machen damit deutlich, dass die Stadt Frankfurt ihre Heimat geworden ist. Ich glaube, wir können sehr deutlich sagen, wir haben verstanden."
Mitte 2011 soll die repräsentative Moschee mit einem Gewerbe- und Kulturzentrum fertig gestellt werden. Die Baukosten gibt Kaymakçı mit rund drei Millionen Euro an. Etwa 300.000 Euro hat der Moscheeverein an Spenden eingenommen. Der Rest wird über einen Bankkredit finanziert.
Nilüfer Parasiz
© Deutsche Welle 2009
Qantara.de
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