Flucht ins Exil



Diejenigen, die das Land verlassen, sind zwar nicht mehr in unmittelbarer Lebensgefahr, jedoch sind sie im Exil vielen Einschränkungen unterworfen. Nach Angaben von ROG nahm Jordanien, das als erstes Fluchtziel für Journalisten galt, bislang über 200 Personen auf, doch 2006 wurden die Einreisebestimmungen massiv erschwert. Nur wenige Journalisten konnten aufgrund offizieller Schreiben westlicher oder irakischer Arbeitgeber legal bleiben und bei offiziell anerkannten irakischen Medien arbeiten.
Von Amman aus berichten Fernsehsender wie Baghdad TV, die im Irak ihre Büros schließen mussten. Doch die Behörden in Amman wie in Damaskus erlauben irakischen Journalisten nur dann frei zu arbeiten, solange sie sich darauf beschränken, über den Irak zu berichten und ihre Aufnahmeländer nicht zu kritisieren.
Ohne Visum sind Journalisten auch in Syrien Flüchtlinge, die keinen Aufenthaltsstatus - und damit auch keine Arbeitsberechtigung - haben. Ihre finanzielle Lage ist prekär und die hohen Lebenshaltungskosten in Syrien wie auch Jordanien kaum bezahlbar. Hinzu kommt, dass jordanische Medien nur irakische Journalisten beschäftigen dürfen, wenn sich kein einheimischer dafür findet.
Aufnahme der westlichen Länder
Viele bemühen sich daher um Visa für Europa oder die USA. Eine auswegslose Situation, so ROG, da nur die wenigsten Länder irakische Flüchtlinge aufnehmen. 20.000 Iraker wurden bislang in Europa als Flüchtlinge anerkannt, davon über 9.300 in Schweden, 3.500 in Griechenland und nur 63 in Frankreich. Viele nahmen daher illegale und beschwerliche Wege in Kauf, um der Gewalt in ihrem Land zu entfliehen.
Irakische Journalisten riskieren oftmals ihr Leben für westliche Medienarbeitgeber, die aus Sicherheitsgründen keine Korrespondenten vor Ort einsetzen, doch ist ihre Sicherheit kaum gewährleistet. Laut Angaben von ROG prüft das US-amerikanische Außenministerium zwar derzeit Visa für Journalisten zu vergeben, die für ein amerikanisches Medium im Irak gearbeitet haben und wegen der "Kollaboration mit dem Besatzer" bedroht und entführt wurden, doch verlangt die Menschenrechtsorganisation ROG eine Ausweitung ihrer Kriterien.
Derzeit, so die Kritik, lege die Europäische Union zuviel Wert auf die Stabilisierung der Flüchtlingsproblematik in Ländern wie Syrien und Jordanien, jedoch sei eine Ausweitung der Aufnahme von irakischen Flüchtlingen in westlichen Ländern dringend notwendig.
Petra Tabeling
© Qantara.de 2008
Qantara.de
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