Korrektur des Zerrbildes
Die Reaktionen von Lehrern seien äußerst positiv, meint Jonker. Die meisten von ihnen seien dankbar für diese Art von Hilfe, denn sie spürten den Nachholbedarf auf diesem Gebiet. Das Thema Islam sei bisher im europäischen Schulunterricht sträflich vernachlässigt worden – und zwar bereits seit dem 17. Jahrhundert.
"Damals hatten wir es noch mit einem rein christlichen Narrativ zu tun", so Jonker. "Das besagte: Wir Christen machen es so und da ist unsere kulturelle Grenze. Die Muslime gehören nicht zu uns. Die Erzählung vom Islam wurde so wiedergegeben: Ausbreitung und Angriff auf Europa – wir müssen uns verteidigen."
Im 19. Jahrhundert haben die Kreuzzüge sechzig, siebzig Seiten in den Geschichtsbüchern umfasst und das europäische Gefühl verstärkt – wenn nicht erst geschaffen –, dass man vom Islam bedroht sei, erklärt Jonker.
Inzwischen sei das Thema zwar vom Umfang her erheblich reduziert worden, aber der Grundtenor habe sich kaum verändert. Die Zuwanderung muslimischer Gastarbeiter und erst recht der 11. September haben dann diese Gefühle erneut verstärkt.
Natürlich gebe es Konfliktlinien zwischen der westlichen und der islamischen Welt. "Aber die zusammen auf ein paar Seiten als Wissen über 'die' Muslime zu präsentieren – das fanden wir einfach katastrophal. Die Realität ist wesentlich komplexer. Und das möchten vermitteln."
Peter Philipp
© Deutsche Welle 2010
Redaktion: Lewis Gropp/Qantara.de
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