"Das Fenster zum Iran muss offen bleiben!"
Zudem habe ich immer wieder von Folterungen, Steinigungen und Vergewaltigungen erfahren. Aber das Schwierige im Bezug auf eine juristische Verfolgung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist es, zu beweisen, dass eine Systematik vorliegt. Ich bin mir sicher, dass eine solche Systematik besteht. Wir haben aber das große Problem, unter widrigen Umständen Beweismittel dafür zu sammeln.
Es gibt da eine große Unterscheidung, zum einen existiert die politische Definition und dann die juristische, die eben diesen Nachweis der Systematik verlangt. Zunächst muss man die Wahrheit über die Vorgänge herausfinden, das ist der erste Schritt, um dafür Sorge zu tragen, dass Gerechtigkeit erlangt werden kann. Konkret heißt das, wir müssen Fälle sammeln und untersuchen.
Wie schätzen Sie die gegenwärtigen Zustand der iranischen Protestbewegung ein?
Sadr: Es ist eine gefährliche Zeit. Tag für Tag wird der Protest unterdrückt. Es wird so getan, als sei nichts passiert, als hätten die großen Proteste nicht stattgefunden. Wir müssen uns jetzt fragen, was jeder Einzelne tun kann, damit die Vorgänge nicht unter den Teppich gekehrt werden – ob mit einer EU-Kommission oder durch Berichte in den Medien, auch im Westen muss man aktiv bleiben. Es ist wichtig, dass die Fenster zum Iran nicht geschlossen werden. Die Menschenrechtsverletzungen dürfen nicht in Vergessenheit geraten.
Interview: Ariana Mirza
© Qantara.de 2009
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