Irans "cooler Blogger"



Zahl zwang die Regierung, sie zu akzeptieren. Die iranischen Blogger beeinflussen heute Entscheidungen der Politiker, denn sie verfolgen genau, was sie tun. Die Blogger haben auch dafür gesorgt, dass die Kinder derer, die nach der Revolution ausgewandert sind, sich nicht der persischen Sprache und Kultur entfremden.
Bloggs werden weltweit gelesen, anders als Printmedien wie Zeitungen. Können sie auch die Reformen im Iran vorantreiben?
Abtahi: Für den religiösen Staat galten viele Themen als verboten, zum Beispiel Berichte über das private Leben von Sängern und Schauspielern. Die Macht der Globalisierung änderte jedoch alles. Jetzt haben die iranischen Jugendlichen Zugang zu den gleichen Informationen wie amerikanische oder japanische Jugendliche. Jetzt haben sie auch gemeinsame Werte, wie zum Beispiel Menschenrechte. Die iranischen Jugendlichen reagieren auch sensibel, wenn die Menschenrechte anderswo verletzt werden.
Nicht alle im Iran haben Zugang zum Internet. Besteht nicht die Gefahr, dass wichtige Fragen nur noch von den Jungen, Gebildeten und Wohlhabenden diskutiert werden?
Abtahi: Ja, das sehe ich in der Tat als eine Gefahr. Der Staat muss dafür sorgen, dass das Internet für noch viel mehr Leute verfügbar wird – und viel leichter. In unseren Großstädten haben wir bereits jetzt auf Grund der hohen Zahl der Internet-Cafés guten Zugang zum Internet. Ich blicke optimistisch in die Zukunft: Der Zugang zum Internet wird leichter sein als der zu Zeitungen.
Wie sehen Sie die Gefahr einer Manipulation von Nachrichten durch das Internet?
Abtahi: Die iranischen Internet-Nutzer holen sich ihre Informationen nicht nur aus einer Quelle, sondern aus mehreren – das hilft ihnen dabei, herauszufinden, was wahr ist und was falsch. Aber allgemein betrachtet: Das Internet darf nicht Bücherlesen ersetzen und Weblog kann nicht eine Nachrichten-Agentur ersetzen. Denn eine Agentur ist für die von ihr veröffentlichen Nachrichten verantwortlich.
Könnte auch die staatliche Zensur durch das Internet an Bedeutung verlieren?
Abtahi: Für Länder mit ideologisch ausgerichteten Herrschaftssystemen bedeutet das Internet eine große Veränderung. Die Herrscher in diesen Ländern haben versucht, sich dagegen zu wehren, aber die Welle war zu gewaltig – genau so, als würde man versuchen, den Lauf eines Flusses mit einem Sandsack aufzuhalten.
Bestimmt hat jeder Mensch seine eigenen Wertvorstellungen und fühlt sich besonders in moralischen Fragen für seine Kindern und seine Familie verantwortlich. Da kann man persönlich Filterung ausüben. Im Bereich der Politik aber ist es nicht möglich, denn die politischen Themen werden in einer zu gewaltigen Anzahl veröffentlicht. Und außerdem bestärkt die staatliche Filterung nur die Glaubwürdigkeit der aktiven iranischen Bloggers.
Interview: Naghmeh Hosseini
© Qantara.de 2008
Qantara.de
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