Rappen für den Heiligen Krieg




Tatsächlich gibt es in London seltsame Überschneidungen: Da nennt sich eine berüchtigte Straßengang im Süden der Stadt "Muslim Boys"; und Sozialarbeiter berichten, dass junge Männer, die bis vor kurzem noch mit Drogen handelten und einen "Gangster"-Lebensstil pflegten, nach Afghanistan aufbrechen, um auf der Seite der Taliban zu kämpfen.
Neil Gerrard ist der Parlamentsabgeordnete des Stadtteils Walthamstow. Aus seinem Wahlkreis stammen drei der Verurteilten. "Bei uns versucht eine Organisation von Muslimen, der Radikalisierung unter jungen Leuten entgegen zu wirken. Sie wendet sich besonders an diejenigen, die in Schwierigkeiten mit der Polizei geraten sind, zum Beispiel wegen Drogenhandels", erklärt Neil Gerrard seine Gegenmaßnahme.
Denn die Extremisten versuchten gerade diese jungen Leute zu umwerben. Es habe bereits ernste Probleme in den Gefängnissen gegeben, "weil dort Leute, die wegen ganz unpolitischer Delikte eingesperrt sind, in Kontakt mit den Extremisten kommen", sagt Gerrard.
Islam als Attitüde?
Der Islamismus bietet sich den ausgegrenzten Jugendlichen gleich aus mehreren Gründen an: Er lehnt die westliche Gesellschaft radikal und militant ab, bietet eine klare Orientierung und verspricht Gemeinschaft. Verschmelzen also Ghettokultur und Islamismus?
Der Islamwissenschaftler Jochen Müller warnt jedoch davor, die Gefahr zu übertreiben. "Ich würde es eher so beschreiben, dass sich Teile der Straßenkultur, im Sinne vom viel beschriebenen Ghetto, des Islams als Attitüde bedienen. Nur wenige Einzelne machen also diese militante Entwicklung durch", erklärt der Islamwissenschaftler. "Die Grundlage aber ist, dass es sich beim Islamismus, in all seinen Strömungen, um eine Protestbewegung handelt."
Matthias Becker
© Deutsche Welle 2008
Qantara
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"Es ist nicht Aufgabe der Muslime, sich selbst zu überwachen!"
Nach den Londoner Bombenanschlägen vom 7. Juli versprach der Rat der Muslime in Großbritannien (Muslim Council of Britain, MCB), hart gegen den Extremismus in den eigenen Reihen vorzugehen und eng mit der Regierung zusammen zu arbeiten. Dr. Daud Abdullah, stellvertretender Geschäftsführer des MCB über die Fortschritte, die im Kampf gegen radikale Islamisten bisher gemacht wurden.
Al-Qaidas Internetstrategien
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Der US-Senatsausschuss für Heimatschutz warnt in seinem Bericht zu den neuen Entwicklungen des islamistischen Terrorismus vor den raffinierten Anwerbemethoden von Al-Qaida. Darin wird erstmals eine mögliche Radiakalisierung amerikanischer Muslime artikuliert. Einzelheiten von Joseph Croitoru
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Jochen Müller ist Mitarbeiter und Mitbegründer des Berliner Vereins Medienforschung & politische Bildung in der Einwanderungsgesellschaft - www.ufuq.de