Teil einer globalen Musikkultur



"Die fehlenden Plattenspieler hatten aber nichts mit einer technologischen Rückständigkeit Marokkos zu tun", betont DJ SDAG und sein Rapper Mad Maxamom. "Im Gegenteil: diese Hip-Hop Plattenspieler stammen aus den 80er Jahren und diese alte Technologie ist in Marokko nicht mehr aufzutreiben. Sie haben eben moderneres Equipment."
Ein entscheidender Aspekt der deutsch-marokkanischen Hip-Hop-Verständigung war allerdings auch die "Haltung" der beiden Crews.
Muslim, der über das harte Leben ohne aussichtsreiche Perspektiven in seinem Land singt, lehnt gewinnträchtige Auftritte in Diskos als Kommerz ab und tritt dafür lieber kostenlos auf. Etwas, das MC Mad Maxamom, der in Deutschland an Solidaritätsveranstaltungen teilnimmt und sich gegen Rassismus engagiert, sehr gut verstehen kann.
Bitte keine Werbung!
"HipHop hat in Marokko immer noch ein schlechtes Image", erklärt Muslim. "Obwohl es diese Musik schon lange gibt und aus Marokko nicht mehr wegzudenken ist, verbinden die Leute damit immer noch sofort Gewalt, Drogen und Kriminalität."
Weit verbreitete Vorurteile, die auch die Verantwortlichen der Konzertsäle darauf bestehen ließ, keine öffentliche Werbung für die HipHop-Events zu machen. Zudem wurde extra ein Sicherheitsdienst engagiert, der für einen reibungslosen friedlichen Ablauf garantieren sollte.
Trotz mangelnder Werbung waren die Konzerte voll. Ein Resultat von Mund zu Mund Propaganda innerhalb der Hip-Hop Gemeinde und unterstreicht, welchen Stellenwert HipHop in Marokko hat.
Das überwiegend jugendliche Publikum in beiden Konzerten war begeistert, wie man es in Marokko sehr, sehr selten sieht. Und das auch bei den Auftritten der deutschen Rapper. Mit einer rein gastfreundschaftlichen Geste des marokkanischen Publikums hatte das nichts zu tun.
"Die Leute haben die deutschen Texte zwar nicht verstanden", meinte Mad Maxamom. "Aber sie haben es gefühlt, was abgeht. Das hat man in den Gesichtern gesehen."
So kann interkultureller Dialog funktionieren. Ohne theorieschwere Diskussionen - ein Austausch, persönlich, direkt und unverkrampft.
Alfred Hackensberger
© Qantara.de 2009
Qantara.de
Algerischer HipHop
Rebellion gegen das Schweigen
In Algerien hat sich eine lebendige und selbstbewusste Rapszene entwickelt, die die Missstände in dem Maghrebstaat bis heute konsequent kritisiert. Über die politische Dimension des algerischen Rap berichtet Arian Fariborz.
Porträt: Berliner HipHop-Sängerin Sahira
Berliner Schnauze mit palästinensischem Herz
Sie sang schon für Bushido und gründete mit "Imanimusic" ihr eigenes Label: Sahira, Berlins erfolgreiche HipHop -Sängerin, hat nun ihr zweites Album fertig produziert. Darauf singt sie von der deutschen Jugend, ihrem Glauben, Palästina und der wahren Liebe. Nimet Seker traf sie in ihrem Studio in Berlin.
HipHop und Islamismus
Rappen für den Heiligen Krieg
Mit HipHop-Musikvideos, in denen zum Heiligen Krieg aufgerufen wird, versuchen Islamisten in Großbritannien Jugendliche für sich zu gewinnen. Droht eine Radikalisierung oder benutzen die Jugendlichen den Islam eher als Attitüde? Antworten von Matthias Becker
www