Zivilisten als Schutzschilde




Die Dokumentation der Hamas-Raketenabschüsse und der dadurch verursachten Schäden wäre in dem UN-Bericht möglicherweise noch vollständiger ausgefallen, wenn die israelische Regierung nicht jegliche Kooperation mit der Goldstone-Kommission verweigert sowie Untersuchungen an Einschlagzielen von Hamas-Raketen verhindert hätte.
Stattdessen mußte die Kommission die Bürgermeister von Ashkelon und anderen betroffenen Städten zu aufwendigen und kostspieligen Anhörungen nach Genf ausfliegen.
Trotz der Ausgewogenheit des Goldstone-Berichts, genau wie des zu Grunde liegenden Auftrags des UN-Menschenrechtsrates, hat die israelische Regierung beides pauschal als einseitig zurückgewiesen.
Israelische Menschenrechtsorganisationen haben den Bericht hingegen einhellig begrüßt. Sie appellierten an die eigene Regierung und an die israelischen Justizbehören – gemäß der Aufforderung der Goldstone-Kommisison – innerhalb von sechs Monaten eine strafrechtliche Untersuchung gegen die Täter und Befehlsgeber der festgestellten Verstöße und Verbrechen im Gaza-Bericht einzuleiten.
Konsequenzen für den Sicherheitsrat
Diesselbe Aufforderung richtete die Kommission auch an die Hamas. Wenn Israel und Hamas dieser Aufforderung nicht folgen, müsse UN-Generalsekretär Ban Ki Moon den Bericht an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen weiterleiten, empfiehlt die Kommission. Der Sicherheitsrat solle dann den Internationalen Strafgerichtshof einschalten.
Auf die Frage, ob er der Empfehlung der Goldstone-Kommission, die der Menschenrechtsrat in Genf auf seiner heute beginnenden Sitzung voraussichtlich unterstützen wird, folgen wird, vermeidet UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bislang eine Antwort.
Die israelische Regierung hat inzwischen eine intensive politische und diplomatische Kampagne gestartet, um die Weiterleitung des Goldstone-Berichts an den Sicherheitsrat zu verhindern. Die US-Regierung signalisierte Tel Aviv für dieses Ziel bereits öffentlich Unterstützung.
Andreas Zumach
© Qantara.de 2009
Andreas Zumach, Jahrgang 1954, UN-Korrespondent der taz mit Sitz in Genf, ist gelernter Volkswirt, Journalist und Sozialarbeiter. Seine letzte Buchpublikation "Die kommenden Kriege" erschien im Verlag Kiepenheuer & Witsch.
Qantara.de
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