Strategie der langsamen Schritte
Im Sommer 2006 startete Shirin Ebadi eine Kampagne für Frauenrechte im Iran mit dem Ziel, eine Million Unterschriften zu sammeln. Diese waren nämlich die Voraussetzung dafür, dass das iranische Parlament mit einer entsprechenden Gesetzesinitiative beschäftigt. Seit dem Start der Kampagne vor zwei Jahren wurden 43 Aktivistinnen vorgeladen, zehn von ihnen mussten ins Gefängnis.
Doch die Frauenrechtlerinnen haben auch Erfolge vorzuweisen: Etwa ein Jahr lang hatte eine Gesetzesvorlage im Iran für öffentliche Empörung gesorgt. Das künftige Gesetz sah vor, dass Männer für eine Heirat mit der zweiten Ehefrau keine Erlaubnis der ersten Ehefrau mehr benötigen.
Nach starken Protesten wurde die Gesetzesinitiative schließlich zurückgezogen. Ein hart erkämpfter Erfolg, der zeigt, dass die Aktivistinnen durchaus einiges gegen das konservative Establishment bewirken können, so die iranische Rechtsanwältin Shirin Ebadi.
Auch durch die derzeitigen Repressionen lässt sich die 61-jährige nicht einschüchtern. Sie hat schon mehr ausgehalten – Einzelhaft im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis beispielsweise.
Trotzdem hat Shirin Ebadi nicht vor, den Iran zu verlassen, da sich ihrer Bedeutung für die iranische Frauen und die Menschenrechtsbewegung zu bewusst ist.
Katajun Amirpur
© Deutsche Welle 2009
Katajun Amirpur ist promovierte Islamwissenschaftlerin und Journalistin. Sie ist Autorin des Buchs "Gott ist mit den Furchtlosen. Schirin Ebadi - die Friedensnobelpreisträgerin und der Kampf um die Zukunft Irans", erschienen im Herder-Verlag.
Qantara.de
Frauen im Iran
Feminismus im Aufwind
In den letzten Jahren hat sich in der Islamischen Republik eine Frauenbewegung entwickelt, die mit islamischen Argumenten für eine Gleichberechtigung kämpft. Katajun Amirpur stellt einige Protagonistinnen vor.
Shirin Ebadi
Hoffnungsträgerin für demokratischen Wandel
Die Juristin Shirin Ebadi gilt als couragierte Kämpferin für die Rechte von Frauen und politisch Verfolgten in Iran, wie den iranischen Schriftsteller Faraj Sarkuhi, den sie nach zwei Jahren Haft aus dem Gefängnis frei bekam. Sarkuhi beschreibt den Werdegang seiner früheren Anwältin und heutigen Friedensnobelpreisträgerin, deren Auszeichnung auch eine politische Signalwirkung für Iran bedeutet.
Buchtipp
Exponierte Kämpferin
Der Kampf für Menschenrechte und Demokratie wird in Iran schon seit langem geführt. Eine seiner Vorkämpferinnen, Schirin Ebadi, die erste muslimische Friedensnobelpreisträgerin, steht im Mittelpunkt des Buches von Katajun Amirpur "Gott ist mit den Furchtlosen". Wera Reusch hat es gelesen.