Die Stimme des Friedens verstummt



Sie entschloss sich stattdessen, gegen sie ins Feld zu ziehen – aber auf ihre Art und Weise. Sie gründete mit Hilfe ihres Ehemannes im noch Taliban freien Norden einen Radiosender namens "sadaye solh".
Zu Beginn war sie Reporterin, Sprecherin, Sekretärin, Chefin, Putzfrau, Programmdirektorin und Marketingabteilung in einer Person. Und sie war die einzige Frauenstimme, die über die Radiowellen laut und deutlich gegen Mullah Omar und seine menschenverachtende Politik protestierte.
Für die Taliban war sie der Teufel in Person. Denn Frauen dürfen gemäß der Moralvorstellung der selbst ernannten Gotteskrieger nicht in der Öffentlichkeit laut sprechen. Die Stimme der Frau sollte, um die Männer nicht irrezuführen, den häuslichen Bereich möglichst nicht verlassen.
Doch Zakia Zaki sprach, sie sprach außerhalb ihres Hauses und zwar im Radio. Tausende Männer konnten sie hören; und sie hörten, dass sie die Taliban als menschgewordene Monster kritisierte. Eine Ungeheuerlichkeit aus Sicht der Führungselite der Taliban.
Ständige Drohungen
Für Schokria Barekzai, Parlamentsabgeordnete aus Kabul, ist es daher klar, welche Kräfte hinter dem Mord an ihr stecken: "Es sind jene, die Frauen grundsätzlich unterdrücken wollen", so Barekzai. "Sie betrachten Pressefreiheit und freies Denken als große Gefahren für sich."
Zakia Zakis Ehemann erklärte, dass seine Frau stets von unbekannter Seite bedroht wurde. Doch sie wollte diese Drohungen nie wirklich ernst nehmen. Ihren Freunden sagte sie immer, wenn wir den Kampf für ein besseres Leben aufgeben, dann sind wir schon tot. Also, war sie entschlossen, stets weiter zu kämpfen.
Sancharaki vom nationalen Journalistenverband wirft der Regierung in Kabul vor, die Journalistin mit ihrem Kampf allein gelassen zu haben. Er befürchtet nun, dass mit jedem Attentat gegen Frauen weniger Familien bereit wären, ihre Töchter in die Schule schicken oder ihnen eine Berufsausbildung zu ermöglichen.
Für Saber Yusufi ist es im Moment nicht so wichtig, wer letztendlich seine geschätzte Freundin umgebracht hat. Was für ihn zählt ist die bittere Einsicht, dass es sie nicht mehr gibt – ob er das nun glauben möchte oder nicht.
Seit seinem letzten Besuch bei Zakis Ehemann und seinen sechs Kindern weiß er, dass die Polizei von zwei Tätern spricht aber bislang keine Verdächtigen ausmachen konnte. Der Mord an Zakia Zaki wird, höchst wahrscheinlich wie die meisten politischen Morde in diesem Land ungelöst bleiben.
Was aus ihrem Lebenswerk, ihrem Radiosender werden wird, steht noch nicht fest. Alle Mitarbeiter wollen weiter machen. Doch sie wissen, dass es ohne Zakia Zaki sehr schwierig werden wird.
Ratbil Shamel / Sayed Rohulla Yasir
© DEUTSCHE WELLE 2007
Qantara.de
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