Im Dienst des Dialogs
Georges Anawati war zweifellos eine der bedeutendsten Theologenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, doch trotz seines umfassenden Beitrags zur christlich-islamischen Verständigung ist er der dem großen Publikum immer noch wenig bekannt. Das könnte sich nun zumindest im deutschsprachigen Raum ändern. Im Jahr 2010 ist die erste umfassende Biografie George Anawatis in deutscher Sprache erschienen.
"Er hatte wirklich viel Erfahrung im Dialog zwischen Christen und Muslimen", betont Gregor von Fürstenberg, Vorsitzender der Anawati-Stiftung. "Wenn die Erklärung des zweiten Vatikanischen Konzils 'Nostra Aetate' einen Funken Hochachtung für die Muslime ausdrückt, ein Quäntchen Respekt für jene Menschen, die an Allah glauben, dann sind das Texte, die weitgehend von Anawati bestimmt worden sind", so von Fürstenberg.
Initiative für konkrete Begegnungen
Die Georges-Anawati-Stiftung wurde vor genau zehn Jahren gegründet. Die Stiftung setzt auf kleine Projekte mit großem Potential: neben der Vergabe von Stipendien für innovative akademische Dialog-Projekte können das Vorhaben wie zum Beispiel die Ausbildung muslimischer Notfallseelsorger oder eine Wanderausstellung über den Alltag muslimischer Frauen in Deutschland sein. "Wir wollen vor allem konkrete Begegnungen ermöglichen. Dass man sich trifft und dabei positive, menschliche Erfahrungen macht", fasst Gregor von Fürstenberg im Gespräch mit Qantara.de die Vision zusammen. Sowohl Christen als auch Muslime müssten sich bewegen.
"Es hat keinen Sinn, alle Muslime in Deutschland oder weltweit unter einen Generalverdacht zu stellen. Es macht aber auch keinen Sinn, die Muslime in Deutschland und anderswo zu idealisieren", so der Theologe und promovierte Sozialwissenschaftler.
Neben den Begegnungsprojekten will die Stiftung der interessierten Öffentlichkeit ermöglichen, wichtige Aspekte modernen islamischen Denkens kennenzulernen. Dazu dient die finanzielle Unterstützung einer wissenschaftlich begleiteten Buchreihe, die beim Herder-Verlag erscheint. Die bisherigen vier Veröffentlichungen behandeln islamische Medizin-Ethik, moderne Koranauslegung in der Türkei, eine Einführung in das Denken des 2010 verstorbenen ägyptischen Islamwissenschaftlers Nasr Hamid Abu Zaid sowie einen Überblick über wichtige Reformtheologen im Iran, herausgegeben von der Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur.
"Wir wollen helfen, Berührungsängste abzubauen", betont Gregor von Fürstenberg. "Das gelingt, indem man sich besser kennenlernt, sowohl im direkten persönlichen Gespräch als auch durch das Studium von Ideen."
Diese mehrdimensionale, umfassende Herangehensweise passt zu Leben und Werk jenes Mannes, dem die Stiftung ihren Namen verdankt.
Martina Sabra
© Qantara.de 2010
Redaktion: Lewis Gropp/Qantara.de
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