Kritik am Roten Riesen


Als Beispiel nennt Kahiga die Darfur-Krise mit mehr als 200.000 Toten und geschätzten zwei Millionen Vertriebenen. Immer wieder hat China im UN-Sicherheitsrat sein Veto eingelegt und so die Baschir-Regierung vor den ungeliebten UN-Blauhelmen bewahrt.
Doch das, so Ali Askouri, sei noch lange nicht alles. "China und Sudans Regierung arbeiten Hand in Hand, um angestammte Bewohner in den ölreichen Regionen zu vertreiben."
Besonders heikel ist das im Umland der "Unity-Ölfelder", die genau auf der Grenzlinie zwischen Nord- und Südsudan liegen. Wenn im Jahr 2011 über die Unabhängigkeit des Südens abgestimmt wird, dann sollen die Bewohner hier in einer separaten Wahl darüber entscheiden, welchem Teil Sudans sie sich anschließen. Wer dann vertrieben ist, kann nicht abstimmen.
China hat Beobachtern zufolge ein großes Interesse daran, dass die von chinesischen Firmen gemanagten Quellen im Norden bleiben, wo gesicherte Beziehungen bestehen.
Gewalt am Nil
Über Vertreibungen berichten Menschenrechtler auch vom Nilufer im Norden von Khartum. Hier baut China derzeit einen Riesenstaudamm, der den Energiebedarf Sudans komplett decken soll.
Die afrikanische Menschenrechtsorganisation "Fahamu" wirft dem chinesischen Unternehmen vor, protestierende Anwohner mit einer regelrechten Privatarmee eingeschüchtert zu haben. Sudanesische Polizisten hatten zuvor ganze Dörfer zerstört.
Siemens und ABB, die bislang am Bau des Merowe-Staudamms beteiligt waren, haben vor einigen Wochen das Ende ihres Engagements angekündigt. "Wir haben aufgrund der humanitären Lage beschlossen, keine neuen Aufträge aus dem Sudan mehr anzunehmen", so ein Konzernsprecher. Für Siemens bedeutet das den Verzicht auf einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag pro Jahr.
Manche glauben, dass solche Schritte und der Unmut in der Bevölkerung erste kleine Erfolge zeigen. "Diplomaten berichten, dass China in Sachen Darfur langsam die Geduld verliert", sagt der Sudan-Experte der "International Crisis Group", Colin Thomas-Jensen.
Eine für chinesische Verhältnisse deutliche Äußerung machte die chinesische Regierung vor Hus Abreise in Peking: Man hoffe, so hieß es in einer Erklärung, dass Sudan gemeinsam mit den UN eine Lösung für Darfur suchen werde. Ob in Khartum deutlichere Worte gesprochen wurden, ist aber ungewiss. Die Treffen fanden durchgehend hinter verschlossenen Türen statt.
Marc Engelhardt
© Qantara.de 2007
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