Gegen alle Widerstände




Die Regisseurin begeisterte sogar den Minister für Information und Kultur, Sayed Makhdum Rahin, der sich bei einer weiteren Hürde für sie einsetzte: Das afghanische Komitee für die Oscar-Verleihung weigerte sich den Film zu akzeptieren, da es ein Affront für das islamische Afghanistan darstelle. Es geht dabei um eine Szene, in der einer der Darsteller einer Frau, die eine Burka trägt, auf die Stirn küsst. Der Minister unterschrieb zum Schluss selbst die Bestätigung, dass die afghanische Regierung mit der Einreichung einverstanden sei.
Doch gab es auch Kritik von afghanischen Zuschauern: Beispielsweise rief das Werfen von Erde in das Grab bei einer Beerdingungs-Szene Verstörung hervor – eine Praxis, die in Afghanistan unbekannt ist; dies zeige, dass die Filmemacher die afghanische Kultur kaum kennen, meinten einige Zuschauer nach der Vorstellung im Ariana Kino.
Auch sei die Darstellung von Alkohol trinkenden Taliban und afghanischen Soldaten in einem Kabuler Café unrealistisch, hieß es von Zuschauern.
Die Löwin von Panjshir
1979 im Alter von sechzehn Jahren floh Sonia Nassery Cole alleine von Afghanistan in die USA, nabelte sich aber nie von ihrem Geburtsort ab. Kurz nach ihrer Ankunft schickte sie Präsident Ronald Reagan endlose Schreiben, in denen sie ihre Kritik am Westen, der beim Völkermord in Afghanistan untätig zuschaue, formulierte und Reagan aufforderte, etwas dagegen zu unternehmen.
Unerwarterweise wurde sie ins Weiße Haus eingeladen und führte ein Gespräch mit dem Präsidenten. Danach gründete sie das Hilfswerk "Afghanistan World Foundation" und konnte zahlreiche Hollywood-Stars wie Benicio del Toro, Tom Cruise, Charlize Theron und andere als Botschafter gewinnen. Benefizveranstaltungen für Flüchtlinge und Frauenrechte gehören seitdem zu ihrem Leben.
Ihr Vorbild Ahmad Schah Massoud, der bekannte Mujahidin-Kämpfer gegen die sowjetischen Truppen und afghanische Nationalheld, bestätigte sie in ihrem Engagement bei einem Treffen in Paris und nannte sie die "Löwin von Panjshir" – eine Anspielung auf seinen legendären Beinamen "Der Löwe von Panjshir".
Für die Zukunft Afghanistans wünscht die Regisseurin sich einen Präsidenten, der keine Angst vor den USA hat und in der Lage ist, das afghanische Volk zu vereinen. Das ist in den letzten dreißig Jahren verpasst worden, sagt Nassery Cole.
Homeira Heidary
© Qantara.de 2011
Redaktion: Nimet Seker/Qantara.de
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