Ein ungehobener Schatz



Al Alwawi weist außerdem darauf hin, dass die Urheberrechte in der arabischen Welt vorwiegend bei den Autoren bleiben, die über die Weiterverwertung ihrer Werke verfügten. "Für die arabischen Verlage fehlt damit der finanzielle Anreiz, literarische Werke auf dem Weltmarkt abzusetzen. Eine direkte Zusammenarbeit zwischen arabischen und deutschen Verlegern konnte daher nicht entstehen."
Auf die Frage, was aus dem Arabischen übersetzt wird, antwortete Peter Ripken, der im Jahr 2004 seitens der Frankfurter Buchmesse die arabische Welt als Ehrengast jenes Jahres betreute, übertragen werde vor allem das, was unserem Bild der arabischen Wellt entspreche. Leicht hätten es zudem Bücher, die Vorurteile bedienten. Darum gäbe es auch viele werke mit "Frauenthemen und über "Islamismus".
Dieser Situation wirkt die "Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika" entgegen. Sie hat ein eigenes Übersetzungsförderungsprogramm.
Dieses fördert seit 1984 die Übersetzung von 137 Büchern aus dem arabischen Raum, davon 90 Übersetzungen aus dem Arabischen (und der überwiegende Rest aus dem Französischen – viele maghrebinische Autoren schreiben ja in dieser Sprache).
Für mehr internationale Aufmerksamkeit
Eine Initiative, die die arabische Literatur weltweit bekannter machen will, ist der "Internationale Preis für den Arabischen Roman", der so genannte "Arabische Booker Preis". Der Übersetzer Hartmut Fähndrich, Mitglied der Jury, erklärte dazu:
"Die Absicht ist nicht nur, den – nach Meinung der Jury – besten arabischen Roman eines Jahres zu küren, sondern auch für diesen internationale Publizität zu suchen – etwas also, das arabischer Literatur im Westen bisher kaum zuteil wird."
Jonathan Taylor, Präsident der Booker-Organisation, erklärt, es sei die Absicht des Preises, "aus einem guten Roman einen Bestseller zu machen, da es andersherum eben nicht geht. Doch von diesem Punkt sind wir noch weit entfernt."
Die hohe Sprachhürde, die desolate Situation der arabischen Buchmärkte, dazu das vergleichsweise geringe Interesse des deutschen Publikums – all dies macht es schwer für die arabische Literatur. Die guten Bücher sind da. Es wird nur Zeit, dass es sich herumspricht.
Kersten Knipp
© Qantara.de 2010
Redaktion: Arian Fariborz/Qantara.de
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