Neue Wahlen, neue Allianzen




Tatsächlich haben sich einige Mitglieder der Allawi-Liste durch Verharmlosung der Verbrechen des alten Regimes hervorgetan. Deshalb wurde insbesondere diese Liste zur Zielscheibe der umstrittenen Entbaathifizierungs-Kommission, die hunderte Kandidaten von der Teilnahme an den Wahlen ausschloss.
Für großen Wirbel sorgte vor allem das Wahlverbot für Salih al-Mutlaq, einen der führenden Köpfe der "Irakischen Liste". Etwa 150 Kandidaten haben diesen Beschluss angefochten. Die Berufungsinstanz hat aber das Bewerbungsverbot für die meisten von ihnen, darunter auch al-Mutlaq, bestätigt.
Föderalismus gegen Zentralismus
Laut Verfassung ist der Irak ein Bundesstaat. Aber nur Kurdistan hat sich als autonomes Gebiet etabliert. Das Gerangel um Zuständigkeiten führt oft zu Konflikten. Ministerpräsident al-Maliki pocht auf die Stärkung der Zentralregierung, was auf den Wiederstand der Kurden stößt.
Diese werden in den Wahlen hauptsächlich von der "Kurdischen Allianz" vertreten. Doch deren Dominanz in Kurdistan beginnt zu bröckeln. Trotzdem gilt die "Kurdische Allianz" als einziges großes Wahlbündnis, das Kontinuität aufweist, sodass die Kurden voraussichtlich auch künftig eine wichtige Rolle als stabilisierender Faktor im Irak spielen werden.
Egal, wie die Wahl ausgeht und ob es mehr oder weniger ein Rennen zwischen Al-Maliki und Allawi geben wird, die politische Szene im Irak wird sich grundlegend ändern: Fest steht, dass eine Kraft allein den Irak nicht regieren können wird. Dabei dürfen auch die anderen Parteien nicht außer Acht gelassen werden.
Einige Beobachter räumen etwa der "Allianz Vereinigter Irak" gute Chancen ein. Sie vereinigt eher säkulare Kräfte, die in den Regionalwahlen relativ gute Erfolge erzielt haben.
Die "Irakische Kommunistische Partei" steht dagegen ziemlich alleine da. Nur durch ein Wunder könnte die älteste Partei im heutigen Irak den Sprung ins neue Parlament schaffen.
Nagih Al-Obaidi
© Qantara.de 2010
Qantara.de
Interview mit Nuri al-Maliki
"Der Irak ist keine Kampfarena für andere Staaten"
Der irakische Ministerpräsident al-Maliki sprach im Rahmen seines Deutschlandbesuchs mit der Deutschen Welle über die Entwicklungschancen des seines Landes, die Aufgaben seiner Regierung und das Verhältnis zu den Nachbarländern. Mit al-Maliki sprach Mohamed Ibrahim.
Parlamentswahl im Irak
Ein Schritt in Richtung Demokratie
Der Irak wählt ein neues Parlament, das für vier Jahre die Gesetze des Landes erlassen soll. Die Wahl ist zwar geheim und frei - die Teilnahme daran jedoch gefährlich. Einzelheiten von Peter Philipp
Fünfter Jahrestag des Sturzes von Saddam Hussein
Aktive Demokratisierung im Nahen Osten bleibt gefordert
Fünf Jahre nach der Beseitigung der Diktatur Saddam Husseins ist von der erhofften "Demokratisierung" im Nahen Osten kaum etwas zu spüren. Dennoch bleibt eine westliche Politik der Demokratieförderung gefordert. Loay Mudhoon kommentiert.