Literarischer Paradigmenwechsel



Zum einen "Kalima", eine Initiative der "Abu Dhabi Authority for Culture and Heritage", bei der 100 Bücher pro Jahr übersetzt werden sollen – zum anderen "Tarjem", ein Programm der "Mohammed Bin Rashid Al-Maktoum Foundation" in Dubai, das über drei Jahre sogar 1.000 Werke ins Arabische übersetzen lassen will.
Auch die Anwesenheit des ägyptischen Romanautoren Alaa Al-Aswani sorgte für viel Gesprächsstoff. Al-Aswani erlebte mit seinem Buch "Der Jakubijan-Bau" in der arabischen Welt wie darüber hinaus einen geradezu phänomenalen Erfolg, wofür nicht zuletzt auch der nach dem Roman gedrehte Film sorgte.
Er war zweifellos der "Autor des Tages" am zweiten Messetag. Die englische Übersetzung des zweiten Romans Al-Aswanis, die für September dieses Jahres in Chicago angekündigt ist, wird mit Spannung erwartet.
Al-Aswani studierte Zahnmedizin an der University of Illinois in Chicago und zufälligerweise befindet sich an ebenjener Universität und gar an der gleichen Fakultät noch eine andere arabische Bestseller-Autorin: die aus Saudi-Arabien stammende Postdoktorandin Rajaa Alsanea, die ebenfalls viel Aufmerksamkeit auf der Buchmesse bekam.
Ihr erster Roman ("Die Girls von Riad") war schon auf Arabisch ein phänomenaler Erfolg und wurde bereits in 23 Sprachen übersetzt. Die vom Verlag Penguin herausgegebene englische Taschenbuchausgabe wird im Juni herauskommen. Wohl alle Verleger, egal ob arabische oder westliche, sind eifrig auf der Suche nach dem nächsten Al-Aswani oder der nächsten Alsanea.
Eine Vielzahl von Initiativen
Margaret Obank, Herausgeberin von Banipal, dem Magazin für arabische Literatur, bemerkt dazu: "Es gibt mittlerweile eine wachsende Zahl von britischen Verlagen, die arabische Autoren in Übersetzung veröffentlichen.
Hinzukommt ein neues Verlagshaus, Arabia Books, ein Joint Venture von Arcadia Books und Haus Publishing, das sich besonders den fiktionalen Texten aus dem arabischsprachigen Raum annimmt und sich vor allem der großen Zahl der Veröffentlichungen des Verlages der American University of Cairo (AUC) widmet.
Einer der Gründe für den Übersetzungs-Boom arabischer Literatur ist sicher in der Gründung der Zeitschrift Banipal vor nun zehn Jahren zu finden. Banipal selbst begann übersetzte Belletristik herauszugeben und etablierte den "Saif Ghobash-Banipal Prize for Arabic Literary Translation". Das jüngste Projekt ist die, gemeinsam mit dem Arab-British Centre konzipierte Errichtung einer Bibliothek für moderne arabische Literatur in London.
Ein deutliches Zeichen für die weltweit gestiegene Beachtung für die arabische Literatur ist auch darin zu sehen, dass auf der acht Schriftsteller umfassenden Shortlist des vielleicht renommiertesten internationalen Literaturpreises, dem "International IMPAC Dublin Literary Award", nicht weniger als drei arabischsprachige Autoren zu finden sind. Der Preis, dotiert mit 100.000 Euro, steht englischsprachigen oder ins Englische übersetzten Romanen offen.
So ist einer der Romane auf der Shortlist, das Buch "De Niro's Game" des in Kanada lebenden Libanesen Rawi Hage, auf Englisch geschrieben, während Yasmina Khadras "Die Attentäterin" aus dem Französischen übersetzt wurde. Und der Palästinenser Sayed Kashua, der mit seinem Buch "Da ward es morgen" auf der Shortlist steht, auf Hebräisch schreibt. All dies zeugt von der Vielfalt und dem Reichtum der gegenwärtigen arabischen Literatur.
Susannah Tarbush
© Qantara.de 2008
Übersetzung aus dem Deutschen von Daniel Kiecol
Qantara.de
Elfriede Jelineks "Die Liebhaberinnen" auf Arabisch
In Ägypten trüge Frau Jelinek den Schleier…
Die arabische Übersetzung von Elfriede Jelineks Roman "Die Liebhaberinnen" wirft viele Fragen auf. Der erfahrene Übersetzer Mustafa Maher hat viele von ihm als vulgär empfundene Wörter ausgelassen. Ist das das Schicksal, das einem kühnen und schockierenden Text in einer konservativen Kultur widerfährt? Samir Grees hat ein Streitgespräch mit dem Übersetzer geführt.
Interview mit Alaa Al-Aswani
Schreiben aus Nostalgie
Der Roman "Der Jakubijan-Bau" von Alaa al-Aswani ist vor fünf Jahren in einem kleinen ägyptischen Verlag erschienen. Inzwischen ist das Buch in viele Sprachen übersetzt worden und hat mehrere Preise gewonnen. Nun ist "Der Jakubijan-Bau" auch auf Deutsch erschienen. Mona Naggar sprach mit dem Schriftsteller.
Dossier
Deutsch-arabischer Literaturaustausch
Die Literatur ist immer ein zentrales Medium des Kulturdialogs. Dabei sind es oft Aktivitäten, die im Kleinen, ja Verborgenen stattfinden: Übersetzer und Verleger, die sich am Rande des Existenzminimums um die geliebte fremde Kultur verdient machen. Wir präsentieren deutsche und arabische Initiativen.