Interreligiöser Dialog als Beitrag zur Versöhnung



In Bosnien habe man nicht sehr viel gewusst vom Glauben des Anderen, aber man habe ihn stets geachtet und respektiert.
Eine weitere Möglichkeit, einen friedlichen Weg zu finden, sei es, darüber zu sprechen, was zwischen den Völkern steht – also über den Krieg, die Gewalt.
Dafür müsse eine Atmosphäre des Vertrauens geschaffen werden. So berichtete Pfarrer Ziemer, der sich in der ehemaligen DDR aktiv für die Wiedervereinigung einsetzte, von der deutschen Vergangenheit und was es heißt, die eigene Schuld anzuerkennen und nach den Verbrechen weiter zu leben.
Ein "Rat für Interreligiösen Dialog"
Das gegenseitige Kennenlernen der Religion und Tradition würde Vertrauen schaffen, meint auch Mato Zovkic, Generalvikar der Erzdiözese Sarajewo. Dafür gegründet worden sei vor zehn Jahren der so genannte "Rat für Interreligiösen Dialog" in Bosnien. Versammelt sind darin die Oberhäupter aller Konfessionsgemeinschaften in Bosnien-Herzegowina.
"Wenn man jemanden nicht kennt, dann kann dieser andere, der verschieden ist, zu einer Gefahr für mich werden", meint Zovkic und fügt hinzu:"Natürlich leben wir in Bosnien seit Jahrhunderten zusammen, man weiß, was der Nachbar feiert – Weihnachten oder muslimische Feste, aber man müsste mehr über den Glauben, die Tradition, die Spiritualität des Nachbarn erfahren."
Die Religionsvertreter möchten mit gutem Beispiel vorangehen und den Gläubigen vermitteln, wenn sich die Oberen treffen und diskutieren – dann können das auch die einfachen Leute tun.
Die andere Religion erleben
Der Dialog wird auch im Zusammenleben in den einzelnen Ortschaften selbst vorangetrieben. Dort gehe es in der Hauptsache um den Dialog unter Nachbarn, über den gemeinsamen Alltag.
Ferner arbeitet der "Interreligiöse Rat" auch mit dem Nachwuchs. Im vergangenen Juni wurde zum Beispiel ein Sommercamp für 40 Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren organisiert – jeweils zehn Kinder aus jeder Religionsgemeinschaft. Eine Woche sollen sie miteinander über die religiösen Sitten ihrer Glaubensgemeinschaft sprechen.
"Religionslehrer der jeweiligen Gemeinden werden dabei sein und den anderen z. B. katholische, muslimische oder jüdische Sitten erklären", berichtet Zovkic. "Das ist eine sehr gute Initiative der interreligiösen Zusammenarbeit bei der Jugend. Nach dem Krieg und den so genannten ethnischen Säuberungen ist es wichtig, dass die jungen Leute sich treffen, kennenlernen und eine Freundschaft schließen."
Mirjana Dikic
© DEUTSCHE WELLE 2007
Qantara.de
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