Freiheit und Demokratie bleiben ferne Ziele



Der zweite Grund ist hausgemacht: Die Taliban drängen mit wachsendem Erfolg zurück. Nicht, dass sie bei den Afghanen populär gewesen wären. Aber je weniger das westliche Ziel eines wirklich freien und demokratischen Landes am Hindukusch verwirklicht wird, je mehr auch der versprochene Wirtschaftsaufschwung ausbleibt oder doch stagniert, desto mehr gewinnen manche Afghanen wohl doch der damaligen Taliban-Herrschaft ab, die dem Westen als düsteres Mittelalter erscheint.
Zumal einem Afghanen nur schwer zu vermitteln sein dürfte, warum immer wieder Zivilisten umkommen und das der Preis für Freiheit und Demokratie sein soll – Begriffe, unter denen sich viele wahrscheinlich nur herzlich wenig vorstellen können.
Eine einfache Lösung ist nicht in Sicht
Der Westen hatte sich das wohl doch etwas zu einfach vorgestellt, als er meinte, er könne Afghanistan innerhalb einiger Jahre in die Neuzeit katapultieren. Auch die Vorstellung, die Afghanen würden diese Aufgabe schon bald selbst übernehmen können, war natürlich Illusion.
Der desaströse Zustand der Sicherheitskräfte ist das wohl deutlichste Beispiel hierfür: Ausbildung allein nützt nichts, solange es an Motivation fehlt. Und wo soll die herkommen? Warum soll sich ein Soldat, warum ein Polizist in Lebensgefahr begeben, wenn er nicht weiß: Wofür?
Eine einfache Lösung ist nicht in Sicht. Natürlich muss die Ausbildung der Sicherheitskräfte intensiviert und verbessert werden. Aber das alleine tut es nicht: Die Afghanen müssen das Gefühl bekommen, dass sie hier selbst für eine bessere Zukunft arbeiten. Nicht im Auftrag der USA sondern zum Wohl der eigenen Bevölkerung.
Und dass diese "bessere Zukunft" nicht mit der Verleugnung der eigenen Identität verbunden ist. Dann wird es zwar immer noch Radikale geben, die solches auch durch Mordanschläge zu stoppen versuchen. Aber sie werden nicht mehr so leichtes Spiel haben wie jetzt.
Peter Philipp
© Deutsche Welle 2008
Qantara.de
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