Die Leinwand als politische Kampfzone



Der Krieg in Teilen des Südens und Ostens kommt in den Filmen nicht vor. Zu groß ist offenbar das Risiko für Filmemacher, buchstäblich ins Visier von Taliban, NATO oder afghanischen Sicherheitskräften zu gelangen.
Anders als im Iran und in der westlichen Welt gibt es keinen Pfennig staatliche Filmförderung für Regisseure. Eigentlich eine Chance für die Geberländer, gezielt auf diesem Gebiet zu helfen.
Stattdessen geben Hilfsorganisationen und Botschaften Filme in Auftrag, die der gesundheitlichen oder politischen Aufklärung dienen sollen. Die einheimischen Filmemacher bekommen so zwar Arbeit, die Themen aber bleiben von außen bestimmt.
Feldzug gegen indische Soap-Operas
Viele afghanische Filmemacher sagen von sich voller Stolz, alles in Einem zu sein: Drehbuchautor, Regisseur, Kameramann, Cutter und Produzent. Was fehlt, ist eine Filmschule, die Grundlagen unterrichtet. "An der Universität gibt es noch nicht einmal einen DVD-Player, wo sich Studenten ein paar Klassiker der Filmgeschichte ansehen können", sagt ein anderer Regisseur. "Und wenn einmal ein paar Nacktszenen in einem Film vorkommen, wird das schnell zum Grundsatzproblem".
Konservative Kräfte bestimmen die Agenda. Abdul Karim Khurram, Afghanistans Minister für Kultur, wünschte sich zum Auftakt mehr einheimische Produktionen an Stelle von Bollywood und Hollywoodfilmen.
Gerade führt er einen Feldzug gegen indische Soap-Operas im afghanischen Fernsehen. Mit zweifelhaftem Erfolg. Bilder und Leinwand aber bleiben ein politisches Kampffeld in Afghanistan. Insofern ließ das Motto des diesjährigen Festivals – "Kreativ sein alleine genügt nicht..." – vielfältige Interpretationen zu.
Martin Gerner
© Qantara.de 2008
Qantara.de
Internationales Dokumentarfilmfestival in Kabul
"Wir sind postmodern"
In Kabul fand im Juni das zweite Internationale Dokumentar- und Kurzfilmfestival statt. Gezeigt wurden über 40 Produktionen aus Afghanistan, Pakistan, Iran und Tadschikistan sowie Filme des deutsch-französischen Fernsehsenders ARTE. Ausrichter des Festivals waren unter anderem das Kabuler Französische Kulturinstitut und das Goethe-Institut. Erklärtes Ziel ist vor allem die Förderung des afghanischen Filmnachwuchses. Von Martin Gerner
Erstes Afghanistan-Filmfestival
Zeigen und inszenieren
Das erste afghanische Filmfestival in Köln gab einen Überblick über das Filmschaffen in der Ära nach den Taliban, zeigte aber auch Produktionen aus den achtziger Jahren. Über die neue afghanische Bildsprache und die schwierigen Bedingungen des Filmemachens in Afghanistan berichtet Fahimeh Farsaie.
Kabuler Theaterfestival
Lackmustest für den Dialog der Kulturen
Beim 2. Kabuler Theaterfestival, das vor kurzem zu Ende ging, durften Romeo und Julia nur Händchenhalten – eine Adaption an afghanische Verhältnisse. Martin Gerner hat die Vorstellung in Kabul besucht.