Die politischen Implikationen einer Pilgerfahrt


Während der saudi-arabische Botschafter in Deutschland, S.E. Ossama Abdulmajed Ali Shobokshi, nach der Aufführung bekennt, er habe durch die Dokumentation regelrecht Heimweh bekommen, verweist eine Zuschauerin auf Bestrebungen, die Verwaltung der heiligen Stätten unter die Obhut aller Muslime zu stellen.
"Viele Muslime finden es nicht richtig, dass die Saudis dort allein bestimmen." Zudem wird im Publikum wiederholt der Vorwurf geäußert, die Frage der Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien sei völlig außer Acht gelassen worden.
Das sind Publikumsreaktionen, die die anwesenden Filmemacher sichtlich überfordern. Durch ihre Dokumentation, so betonen die Jugendlichen, wollten sie als in Deutschland lebende Muslime Brücken schlagen und Verständnis für ihren Glauben wecken.
Der Fokus von "Besuch beim Propheten" läge allein auf der spirituellen Erfahrung. "Politik war nicht unser Thema", so einer der jungen Filmemacher.
Subjektivität als Mittel des Erzählens
Letztlich kann ein Großteil des jungen Publikums diese subjektive Haltung besser nachvollziehen als die anwesenden Erwachsenen. "Ich konnte mich gut hinein versetzen und entdecke jetzt auch Parallelen zur christlichen Religion", lobt ein Teenager.
Ein anderes Mädchen möchte sich von nun an intensiver mit dem muslimischen Glauben ihres Großvaters auseinander setzen. "Ich wusste so vieles gar nicht, was hier erklärt wurde."
Dass "Besuch beim Propheten" gerade durch die authentische, sehr subjektive Erzählweise der Jugendlichen ein guter Beitrag für den interkulturellen und interreligiösen Dialog sein kann, davon sind auch die Verantwortlichen des Medienprojekts Wuppertal überzeugt.
"Jugendliche machen keine ausgewogenen journalistischen Beiträge, sie erzählen von sich und ihren Gefühlen. Und genau das spricht andere Jugendliche an."
Um einen solchen fruchtbaren Dialog voran zu treiben, soll "Besuch beim Propheten" auch keinesfalls für das Archiv produziert worden sein. Die Video-Dokumentation ist ab sofort als Bildungs- und Aufklärungsmittel für Schulen und die Jugendarbeit erhältlich.
Ariana Mirza
© Qantara.de 2008
Qantara
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