Programmierter Konflikt auf vermintem Gelände
Welches Schicksal die zahlreichen, auch in Ostjerusalem geplanten Veranstaltungen – darunter Folklore-, Kunst- und Geschichtsausstellungen sowie Konzerte, Tanz- und Theaterfestivals – erwartet, bleibt indessen unklar.
Arabischen Medien nach haben die israelischen Behörden sogar all jenen palästinensischen Kulturorganisationen in der Stadt, die sich weiterhin an dem Projekt beteiligen wollen, mit dem Aus gedroht.
Das Verhalten Israels sorgt in den palästinensischen und arabischen Medien für heftige Proteste. Ein Leitartikler der Ostjerusalemer Zeitung "Al-Quds" sieht in der Unterdrückung der palästinensischen Kulturaktivitäten lediglich eine Fortsetzung des israelischen Versuchs, den arabischen Teil der Stadt schrittweise zu "judaisieren". Mittlerweile finden in der arabischen Welt fast täglich Protest- und Solidaritätsveranstaltungen statt.
Dass auch Daniel Barenboim das Vorgehen der Israelis gegen das palästinensische Kulturprojekt in Ostjerusalem verurteilte und die damit zusammenhängenden Festnahmen als Zeichen der israelischen Angst vor der palästinensischen Kultur bezeichnete, konnte man allerdings in den israelischen Medien nicht lesen.
Nun will auch die arabische Exilgemeinde in Europa die Palästinenser aktiv unterstützen: Das Pariser Institut du Monde Arabe hat angekündigt, in diesem Jahr mit einem breiten Veranstaltungsprogramm auf das Ostjerusalemer Projekt und die palästinensische Kultur in all ihren Facetten hinzuweisen.
Joseph Croitoru
© Qantara 2009
Joseph Croitoru, geb. 1960 in Haifa, ist promovierter Historiker, Journalist und Nahostexperte. Seit 1988 arbeitet er als freier Journalist, zunächst für die israelische, seit 1992 für die deutschsprachige Presse. Er ist Autor der FAZ und der NZZ. Jüngste Buchveröffentlichung: "Hamas. Der islamische Kampf um Palästina" (C. H. Beck 2007).
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