Arabische Ignoranz gegenüber internationalem Recht



Karadzic wurde gerade erst letztes Jahr auf Grund der Anklage, tausende von bosnischen Muslimen in den Balkan Kriegen der 1990er Jahre getötet zu haben – insbesondere im Verlauf des Srebrenica Massakers von 1995, bei dem rund 8.000 muslimische Männer und Frauen kaltblütig ermordet wurden.
Das Problem ist, dass die Araber sich selbst aus dem internationalen Gerichtssystem heraushalten. Sie verhalten sich, als ob sie sich von der Gerichtsbarkeit angegriffen wären, anstatt sie als Hilfe zu sehen, mit welcher Gerechtigkeit geschaffen werden kann, zu ihrem eigenen Wohlergehen und im eigensten Interesse.
Dieses Verhalten entspringt aus der gleichen Haltung wie bei den Vereinigten Staaten, die den Internationalen Gerichtshof bis heute nicht anerkannt haben, aus Angst, dass amerikanische Bürger im Ausland verhaften und verurteilt werden könnten.
Dieses Gericht ist allerdings ein wahrhaft internationales Gericht und nicht ein westliches Verschwörungsinstrument oder ein "Kolonialisierungs-Instrument", wie uns das sudanesische Regime glauben lassen möchte. Die drei Richter kommen aus drei verschiedenen Kontinenten; einer ist Ghaner, der zweite ist Brasilianer und der Dritte ein Lette.
Risiko der Destabilisierung
Die kurze Geschichte der Internationalen Justiz zeigt, dass internationale Gerichtshöfe nicht schnell darin sind, Fälle zu lösen. Jetzt, nach Jahren der Apathie gegenüber dem Massaker in Darfur, findet sich die sudanesische Regierung, zusammen mit anderen arabischen Regierungen damit konfrontiert, dass ihr nur wenige Optionen bleiben.
Die regierende Sudanesische Nationale Kongress Partei (NCP) könnte einen neuen Präsidenten wählen und Omar Bashir dem Gericht übergeben bzw. ins Exil schicken. Die NCP und Baschir können ebenso entscheiden, im Status quo zu verharren und den Friedensprozess und die Stabilität in Darfur als Geisel ihres Wunschdenkens halten.
Dies ist ein Weg, den ein Führer wählen würde, der nicht gewillt ist, seinen Menschen zu Gerechtigkeit und Frieden zu verhelfen. Dadurch würde ein enormes Risiko für den Sudan und die ganze Region entstehen.
Falls die NCP weiter diese Ungerechtigkeit und Ungestraftheit zulässt und die Option der Konfrontation wählt, wird spekuliert, dass die NCP den Ausnahmezustand ausrufen könnte und die politische Opposition im Lande gewaltsam niederschlagen würde.
Davon wäre natürlich auch die Oppositionsgruppen in Darfur betroffen, die Regierung würde ihnen zeigen wollen, dass sie den Verhaftungsbefehl des Internationalen Gerichtshofes nicht für ihre politischen Interessen einsetzen können.
Die Strategie der NCP ist es, die politische Krise zu überleben – und zwar auf Kosten der Demokratie. Dies hätte weitere Destabilisierung innerhalb des Sudan zur Folge, da sich im Land unausweichlich Widerstand regen wird.
Die Sudanesische Volksbefreiung Bewegung (SPL/M), der Regierungspartner der NCP, könnte starken Widerstand gegen die Versuche der Hardliner innerhalb der NCP ausüben, den Friedensprozess zu torpedieren.
Die Option eines Machtwechsels im Sudan
Die arabischen und internationalen Verbündeten des Sudans haben ein starkes Interesse an der Stabilität des Landes, und auch sie müssen Druck auf das Regime ausüben, damit es weniger offensiv agiert.
Ägypten, mit seinem Interesse an regionaler Stabilität und dem Zugang zum Nilwasser, und die Golfstaaten mit ihren enormen wirtschaftlichen Investitionen in Sudans Landwirtschafts- und Immobilien-Sektor, sollten die NCP drängen, Strafverfolgung zu initialisieren und ernsthaft die Einführung eines rechtsstaatlichen Systems umzusetzen.
Sudans Freunde müssen zudem mit anderen Akteuren zusammenarbeiten, um einen wirklichen Machtwechsel im Sudan herbeizuführen, anstatt lautstark das Internationale Recht zu kritisieren.
Falls die NCP schließlich doch entscheiden sollte, Bashir an der Macht zu lassen, wird es in den nächsten Jahren nicht zu einer Verurteilung kommen. In diesem Fall wird Bascirs Sudan ein Pariah-Staat mit einem zunehmend isolierten Präsidenten. Bashir wird nicht einmal mehr in der Lage sein, reisen zu können – aus Angst verhaftet zu werden.
Und er wird in seinem eigenen Land ständig über seine Schulter schauen müssen, ständig von der Frage gequält, ob und wann Sudans Mächtige – auch die in seiner eigenen Partei – entscheiden werden, dass er eine Last geworden ist und es Zeit für ihn ist zu gehen.
Nadim Hasbani
© Al-Hayat / Qantara.de 2009
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