Ohne Liebe zur Musik kein Leben



Dies sind menschliche Motive, die Satrapi schon in ihrem ersten Comic "Persepolis", einer Geschichte über die eigene Familie und über ihre Kindheit im Iran, umgesetzt hatte. "Persepolis" avancierte in kürzester Zeit zu einem der erfolgreichsten Comics, mit einer Million verkauften Exemplaren weltweit. Ein Durchbruch für Satrapi, die derzeit an einer Trickfilmversion von "Persepolis" arbeitet.
Marjane Satrapi wuchs in einer liberalen Mittelstandsfamilie in Teheran auf. 1984 schickten ihre Eltern sie nach Wien, damit sie den Auswirkungen der islamischen Revolution und dem ersten Golfkrieg entfliehen konnte. Vier Jahre später kehrte sie nach Teheran zurück und studierte an der Kunstfakultät visuelle Kommunikation. 1994 emigrierte sie nach Frankreich. Aus Angst vor der Willkür des iranischen Regimes ist sie bisher nicht mehr in den Iran gereist.
In Europa ist die junge Künstlerin mit Klischees über die iranische Gesellschaft und dem Unwissen über ihre Heimat Persien konfrontiert. Der Westen sehe nur den Tschador und wisse nichts von der "stolzen iranischen Kultur", so hat es Satrapi immer wieder in Interviews geäußert.
Mit "Persepolis" wollte die junge Künstlerin ein breites Publikum erreichen und die politischen Ereignisse im Iran in einer einfachen und unterhaltenden Bildersprache ausdrücken.
In der neuen Comicerzählung "Huhn mit Pflaumen" tritt die politische Dimension jedoch zurück. Sie ist nur angedeutet. Zum Beispiel, wenn Nasser Ali von der westlichen Filmdiva Sophia Loren träumt.
Der Iran der 50er Jahre war westlich geprägt, es herrschte ein Schleierverbot, Schauspieler durften zu jener Zeit noch Haut in den Kinos zeigen, und Musiker konnten sich unbeschwerter ihrer Kunst widmen.
Das Wichtigste an ihrer Bildersprache sei, so Satrapi, dass sie Menschen aus allen Ländern verstehen würden, "Ich denke, dass die Sprache des Comics universal und international ist. Die Gefühle werden von allen verstanden, egal aus welcher Kultur man stammt. Ein lachender oder weinender Mensch bedeutet schließlich überall dasselbe. "Huhn mit Pflaumen" ist eine Comicgeschichte über die Traurigkeit, und zugleich eine wunderschöne.
Petra Tabeling
© Qantara.de 2006
Marjane Satrapi: Huhn mit Pflaumen, Verlag Edition Moderne, 2006, 18 Euro
Qantara.de
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