Gegen den Zynismus der Gewalt



Die Redaktionen dieser Zeitschriften riefen vor der Kundgebung im Internet dazu auf, künstlerische Äußerungen gegen die israelische Militäraktion einzureichen – und erhielten eine Flut von Reaktionen. Eine Auswahl dieser Beiträge ist nun in einer Broschüre erschienen, die, da keine Tel Aviver Druckerei sie drucken wollte, schließlich bei einem arabischen Betrieb in Druck ging.
Sie trägt den Titel "Heraus", ein unmissverständlicher Appell also an das israelische Militär, sich aus dem Gazastreifen zurückzuziehen.
Für ein Ende des Blutvergiessens
Im Vorwort wird zwar, und dies spiegelt das gespaltene Verhältnis der jüdischen Israelis zur jetzigen Militäraktion anschaulich wider, den Verantwortlichen Zynismus und Machtbesessenheit vorgeworfen. Doch bei aller Schärfe der Kritik beklagen die Autoren zugleich auch die "Aufopferung" der jüdischen Bevölkerung im Süden Israels, die vom Krieg ebenso betroffen sei.
Die Autoren fordern ein Ende des Massakers und des Tötens und rufen beide Seiten auf, über einen Waffenstillstand zu verhandeln. In dem Heft sind Beiträge von insgesamt 67 jüdischen, aber auch einigen arabischen Künstlern versammelt, etwa zwei Drittel davon sind Gedichte.
Zynische Logik des Krieges
Der Maler Ido Bar-El etwa hat ein ganzes weißes Blatt nur dem Wort Waffenstillstand gewidmet, das, in normaler Schriftgröße gedruckt, um so explosiver wirkt. In einem Gedicht des israelischen Arabers Salman Masallha walzt ein israelischer Panzer die Träume eines palästinensischen Mädchens nieder. Die Israelin Zeela Katz entlarvt in ihrem Gedicht die zynische Logik des Krieges, indem sie die Opferzahlen-Arithmetik des Militärs und der Medien karikiert.
Ihre Dichterkollegin Osnat Skovlinski lässt einen neuen Nahen Osten erstehen, in dem die Tunnel nicht der Kriegsführung, sondern Kindern beider Nationen als gemeinsamer Spielplatz dienen. Diese Antikriegsanthologie, über die einige israelische Zeitungen immerhin kurz berichteten, wurde in einer weiteren Protestaktion in Tel Aviv verlesen.
Die Veranstaltung fand vor dem Hochhaus statt, in dem der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak wohnt. Ob er allerdings Notiz davon nahm, ist fraglich.
Joseph Croitoru
© Qantara.de 2009
Dr. Joseph Croitoru, geb. 1960 in Haifa, ist Experte für den politischen Islam. Seit 1988 arbeitet er als freier Journalist, zunächst in Israel, seit 1992 für deutschsprachige Zeitungen. Jüngste Veröffentlichung: "Hamas. Der islamische Kampf um Palästina" (C. H. Beck 2007).
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