Politisch im Abseits?



Auf solche Ratschläge ließ man sich im Westen nicht ein, in Israel schon gar nicht. Man war und ist überzeugt, dass die Hamas nicht bereit ist zur Kehrtwende und zur Aufnahme einer konzilianteren Haltung gegenüber Israel.
Zeugnis dafür sind nicht nur die Statuten der Organisation und die Erklärungen ihres im syrischen Exil lebenden Führers Khaled Maschal, sondern auch Interviews und Reden von Hamas-Politikern in der Westbank und im Gazastreifen.
Allen voran, der gewählte Ministerpräsident, Ismail Haniyeh, der sich mit radikalen Äußerungen zwar meist zurückhält, im Herbst 2006 aber in einer Versammlung in Gaza die Ziele seiner Organisation vor Abertausenden verkündete, man werde Israel nie anerkennen.
Die Hamas unterstütze die Einrichtung eines palästinensischen Staates auf palästinensischem Boden, so Haniyeh, einen palästinensischen Staat auf dem Gebiet von 1967 - mit Jerusalem als Hauptstadt, der Freilassung der Gefangenen und der Rückkehr der Flüchtlinge. "Dies unterstützen und akzeptieren wir, aber nur für einen Waffenstillstand und nicht für die Anerkennung Israels und die Aufgabe des Landes unserer Väter und Vorväter", so Haniyeh.
Konfrontationskurs
Die neue Hamas-Regierung war nicht bereit, die Oslo-Abkommen zu respektieren oder einem Friedensprozess zuzustimmen. Es bedurfte also keiner großen Phantasie, sich vorzustellen, dass unter einer solchen Führung keine Ruhe einkehren würde mit Israel und dass Frieden unmöglich würde.
Immer häufiger kam es deswegen auch zu Machtkämpfen und offenen Auseinandersetzungen zwischen PLO und der Hamas.
Besonders im Gazastreifen, den Israel im Herbst 2005 geräumt hatte und wo die Hamas traditionell stärker vertreten war. Bewaffnete Zwischenfälle mit israelischen Truppen, die Entführung eines Soldaten, wiederholte Militäroperationen der Israelis im Gazastreifen verschärften die Lage ebenso wie die immer häufiger werdenden Raketenangriffe auf Israel aus dem Gazastreifen heraus.
Mitte Juni 2007 dann der offene Machtkampf: Die Hamas übernimmt in Gaza die Kontrolle und vertreibt die Vertreter von PLO-Präsident Abbas. Dieser wiederum setzt in der Westbank eine eigene Regierung ein und versucht, den Friedensprozess wieder aufzunehmen.
Das Ausland unterstützt ihn dabei, Israel hingegen tut kaum etwas: Der Ausbau von Siedlungen im palästinensischen Gebiet sabotiert die Friedensbemühungen, ebenso massive Restriktionen, die Israel gegen den Gazastreifen verhängt.
Wie schon bei früheren Gelegenheiten hofft die Regierung Olmert, eine Lösung erzwingen zu können, statt dessen treibt sie die notleidende Bevölkerung der Hamas wohl erst recht in die Arme.
Und auch Präsident Abbas – von Olmert, George W. Bush und den Europäern hofiert als palästinensischer Hoffnungsträger, wird das Leben schwer gemacht: Je größer Not und Verzweiflung im Gazastreifen, desto geringer der Glaube an den Friedensprozess.
Peter Philipp
© DEUTSCHE WELLE 2008
Qantara.de
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