"Die islamische Persönlichkeit des Jahres"



In Aschaffenburg geboren, studierte Hofmann zunächst Jura in München sowie amerikanisches Recht an der Harvard Law School in Cambridge. Später, von 1961 bis 1994, arbeitete er als Diplomat – unter anderem als Informationsdirektor der NATO in Brüssel und zuletzt als deutscher Botschafter in Algerien und Marokko.
Mohammed Aman Hobohm, langjähriger Weggefährte und selbst deutscher Konvertit, sieht die Verdienste Hofmanns darin, sich auf eine ganz eigene Art dem Islam zu nähern. Sehr intensiv hat sich der Preisträger in seinem Privatleben mit der Philosophie beschäftigt. "Die Philosophie liegt ihm ganz besonders. Das sieht man und merkt man auch an anderen Schriften", sagt Hobohm über seinen Freund.
"Ein philosophischer Weg zum Islam", die erste Veröffentlichung des ehemaligen deutschen Botschafters, die auch seine erste philosophische Annäherung zum Islam war, habe die ganze Haltung Hofmanns gegenüber den Lehren des Islam bestimmt.
Würdigung eines Konvertiten
Bekannt geworden ist Hofmann vor allem wegen zahlreicher Veröffentlichungen zu dieser Religion sowie unzähligen Vorträgen zu islamischen Themen in Westeuropa, den USA und der islamischen Welt.
Als bedeutsam gilt auch sein Mitwirken bei einer bekannten Koranübersetzung, die 1998 erschienen ist. Dass nun zum zweiten Mal ein Europäer und erstmals ein Konvertit in Dubai ausgezeichnet wurde, sieht man auch beim Zentralrat der Muslime (ZMD) als Signal dafür, Muslime aus nicht muslimischen Kernlanden sowie Konvertiten für ihre Lebensleistung zu würdigen.
Trotz seiner Verdienste und des hohen Ansehens innerhalb der islamischen Welt, ist Wilfried Murad Hofmann aber auch eine umstrittene Person. Schon allein die Tatsache, dass er 1980 als ranghoher Diplomat beim Auswärtigen Amt bekannt gab, den Islam angenommen zu haben, war eine Provokation.
In seinem 1992 erschienen Buch "Der Islam als Alternative", beschreibt Hofmann unter anderem die von ihm als degeneriert empfundene westliche Lebenswelt und erntet damit nicht nur Lorbeeren. "Er seziert sehr rational und teilweise demaskierend, so hart, dass einem fast der Atem stockt, die Schwächen und Fehlentwicklungen unseres Systems", sagt Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime in Deutschland.
Aber er habe dies mit in der Absicht eines Beobachters oder eines Sachverständigen getan, und nicht mit der eines Besserwissers. Insbesondere aus feministischen Kreisen kam viel Gegenwind und der Vorwurf, dass Frauenrechte in dem von ihm vertretenen Islam nicht genügend respektiert werden.
Die Preisverleihung zur "Islamischen Persönlichkeit des Jahres" wird mit einem Preisgeld in Höhe von umgerechnet 180 000 Euro dotiert. Murad Hofmann hat angekündigt, einen Teil davon dem Zentralrat der Muslime in Deutschland zu spenden, um damit eine Stiftung zu Gunsten des Islams zu gründen.
Ulrike Hummel
© Deutsche Welle 2009
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