Umdenken auf allen Ebenen



Entwicklungsanreize wurden durch die Vergabe von Darlehen für kleinere Handwerksunternehmen gesetzt, in denen die Jugendlichen des Viertels Arbeit finden konnten. Außerdem baute man ein Gesundheitszentrum und begann mit der Restaurierung der islamischen Baudenkmäler.
Besonders wichtig findet es Projektleiter Ali Abdel-Aal zu zeigen, worauf sich auch die anderen Einrichtungen des ägyptischen Staates für Wiederaufbau und Restauration der Baudenkmäler konzentrieren sollten: auf die historischen Objekte, die in direktem Bezug zur ägyptischen Gesellschaft stehen, und nicht nur touristische Attraktionen darstellen.
Wohnungsrenovierungen und Recycling
Die Projektleitung bot 200 Einwohnern von Darb Al-Ahmar an, sie bei der Renovierung und Instandsetzung ihrer Wohnungen zu unterstützen. 70 Prozent der entstehenden Kosten werden vom Projekt getragen, für den Rest müssen die Bewohner selbst aufkommen. Sind sie hierzu nicht in der Lage, gewährt man ihnen einen Kredit über den fehlenden Betrag, den sie innerhalb von vier Jahren zurückzahlen müssen.
Die Projektleitung, so Abdel-Aal, konzentriere sich auf eine allgemeine Verbesserung des Problembewusstseins sowie darauf, die betroffenen Menschen und Einrichtungen miteinander in Kontakt zu bringen. So arbeite man beispielsweise an der Optimierung der Zusammenarbeit zwischen der Müllabfuhr von Darb Al-Ahmar, der Umweltschutzgruppe und der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), die einige Recycling-Projekte hervorbringt.
Beteiligung der Frauen
Außerdem sei man darauf bedacht, Frauen und Mädchen ins Projekt zu integrieren. Sie arbeiten vorzugsweise in der Bibliothek und im Bildungsbereich. Außerdem leisten sie Unterstützung bei Alphabetisierungsprogrammen und bei Diskussionsrunden mit Experten über Themen wie Pubertät, weibliche Genitalverstümmelung oder die Institution der Ehe.
Dass die Frauen sich zunächst nur zögerlich auf die Angebote der Projektleitung einließen, hält Abdel-Aal für normal. Man müsse sie schrittweise von einer Mitarbeit überzeugen:
"Zuerst laden wir Mütter und Töchter zu Veranstaltungen über allgemeine Gesundheitsbelange ein und später kann man dann mit ihnen über Tabus sprechen. Wir können keine Veranstaltung mit dem Titel 'Die Gefahren der weiblichen Genitalverstümmelung' ankündigen. Das Thema ist viel zu heikel, denn es geht dabei um in der Gesellschaft verwurzelte Werte und Traditionen, über die man nicht offen spricht. Aber viele Anzeichen deuten darauf hin, dass sich dieses Wertesystem verändert."
Und genau darum geht es dem Projektleiter: Um ein prinzipielles Umdenken, denn unhinterfragte Prinzipien bestimmten sowohl den Umgang der Gemeinschaft mit historischen Baudenkmälern wie auch der Menschen miteinander.
Die Mitarbeiter des Projekts zur Revitalisierung von Darb Al-Ahmar haben es sich zur Aufgabe gemacht, gegen eingefahrene Verhaltensweisen anzugehen, denn das größte Problem bestehe darin, über Themen zu sprechen, die einer Gesellschaft fremd und neuartig erscheinen. Das falle nicht nur den Bewohnern von Darb Al-Ahmar schwer, sondern auch den ägyptischen Behörden.
Nelly Youssef
Aus dem Arabischen von Stefanie Gsell
© Qantara.de 2007
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