"Kampf der Kulturen" findet nicht statt



Der Sache gerecht wurde man damit nicht. Nicht im Karikaturenstreit, auch nicht im Disput über die Papstrede von Regensburg. Der Fehler lag nicht allein auf der europäischen, nicht-muslimischen, sondern auch auf der muslimischen Seite. Hier wie auch außerhalb Europas: Zu wenig hat sich hier bisher ein klares und vernünftiges – im Sinne von "Vernunft betontes" - Verhältnis zum Westen und seinem Gesellschaftssystem entwickelt. Zu rasch werden wirkliche oder auch nur empfundene Benachteiligungen als gezielte Diskriminierung missverstanden – was wiederum den Nährboden bereitet für die Demagogie des "Kampfes der Kulturen".
Gegenseitiger Respekt
Trotz aller gegenteiligen Argumente: Dieser "Kampf der Kulturen" findet nicht statt. Zumindest nicht dort, wo diese Kulturen zusammen leben. Wie zum Beispiel in Europa. Natürlich wird es immer Verrückte auf beiden Seiten geben, die dieses Miteinander oder Nebeneinander stören, aber die breite Mehrheit ist doch ganz anderer Meinung.
Die – zahlenmäßig wachsende – muslimische Minderheit will Europa nicht "islamisieren" und die nichtmuslimische Mehrheit ist meist vernünftig genug, von der Minderheit nicht eine Aufgabe ihrer selbst zu verlangen. Dabei müssen beide Seiten Kompromisse eingehen, der Gegenseite Respekt erweisen und sich in Toleranz üben.
Nur so kann ein friedliches Miteinander gelingen. Im Großen und Ganzen gelingt das in Europa. Auch in Deutschland. Was einen freilich nicht der Pflicht entbindet, immer verantwortungsbewusst mit dem Thema umzugehen und jene in die Schranken zu weisen, die dagegen verstoßen – sei es aus Unbedacht oder auch Absicht.
Peter Philipp
© Qantara.de 2006
Qantara.de
Der Westen und die islamische Welt
Kulturdialog statt Kampf der Kulturen
Das Thema Kulturdialog wird immer dann aktuell, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Man will von den Wissenschaftlern dann wissen, was zu tun ist, um den Kampf der Kulturen aufzuhalten, beklagt die Politikwissenschaftlerin Naika Foroutan.
Zafer Senocak - Abdelkader Benali
Muslime und Integration in Europa
Zafer Senocak, ein in Deutschland lebender türkischstämmiger Schriftsteller, und Abdelkader Benali, ein in den Niederlanden lebender Autor, der in Marokko geboren wurde, diskutieren im folgenden Briefwechsel über das Leben in zwei Kulturen und über Probleme der Migration und der Integration in Europa.
Der Dialog der Kulturen in der Krise
What went wrong?
Noch nie gab es so viel Kulturdialog wie heute, doch das gegenseitige Verständnis der Kulturen hat keineswegs zugenommen, wie der Karikaturenstreit gezeigt hat. Traugott Schoefthaler, Leiter der Anna-Lindh-Stiftung in Alexandria, über den Unsinn europäischer Werte und warum auch die "Anderen" Recht haben können.